Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 403

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 meine Geßundheits umstände mir's Vergönen, so bin ich willens in      
  02 Iahren eine Reise nach Königsberg zu machen, wozu ich jedoch      
  03 im voraus um die Erlaubnus bey ihnen vorzukomen ansuchen will, da      
  04 sie mir ihre Geschiechte sagen, dan ich möchte wießen, zu welcher      
  05 ihre philosophie Sie führte, und ob es ihnen auch nicht      
  06 Muhe werth war, sich ein Weib zu nehmen oder sich irgend wem      
  07 ganzen Herzen zu widmen, noch ihr Ebenbild fortzupflanzen, ich      
  08 ihr Porträt von Leibpzig bey Bause in stich bekomen, in welchen      
  09 wohl einen Moralischen Ruhigen Tiefen aber keinen Scharf Sinn      
  10 enteke, den mir die Kritik der reinen Vernunft doch Vor allen anderm      
  11 auch bin ich nicht zufrieden daß ich sie nicht in's mitte Geßicht      
  12 kann - errathen Sie meinen einzigen Sinnlichen Wunsch,      
  13 erfüllen sie im, wenn es ihnen nicht zu unbequem ist, werden Sie      
  14 nicht unwillig wenn ich erst mit der sehnlichsten bitte um eine      
  15 heran ruke, die ihnen auf mein Kauderwelsch nur zu beschwerlich      
  16 wird, doch scheints mir nothwendig sie zu erinern, das,      
  17 wenn Sie mir aber doch den großen gefahlen erweißen, und sich mit      
  18 einer Antwort bemühen wollen, sie so einzurichten, das sie nur das      
  19 einzlne, nicht daß algemeine betrift, welches ich schon in ihren Werken      
  20 der Seite meines Freinds glüklich Verstanden und mit ihm gefühlt      
  21 welcher ihnen gewis gefahlen würde dan sein Karackter ist grad      
  22 Herz gut und seyn Verstand tief, daneben glüklich genug in dieße      
  23 Welt zu passen, auch ist er selbstständig und stark genug alles zu meiden,      
  24 trau ich mich auch, mich ihn zu rauben, haben sie auf ihre gesundheit      
  25 dan sie können der Welt noch Vieles nuzen, das ich Gott      
  26 wäre, und sie davür belonen könnt, was Sie an uns gethan, ich bin      
  27 mit tiefster Hochachtung, auch Wahrheit, Ehrende      
           
  28 Maria Herbert.      
           
           
    555.      
  30 An François Théodore de la Garde.      
           
  31 4. Ian. 1793.      
           
  32 In meinem letzten Schreiben habe vergessen Ew: Hochedelgeb.      
  33 für das herrliche gebundene Exemplar meiner Crit. d. U. Kr. meinen      
  34 Dank abzustatten.      
           
           
     

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