Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 362 |
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| 01 | an. Auch richtet sich die Dichtigkeit nach dem umgekehrten Verhaltnis | ||||||
| 02 | der Abstoßung d. i. des volumens - Nun frägt sich ob wenn ich eine | ||||||
| 03 | Qvantität Materie darin ihre Theile einander in allen Entfernungen | ||||||
| 04 | nach obigem Gesetz anziehen aber ders[elben] Zurükstoßung doch größer | ||||||
| 05 | ist sich selbst überlasse ob es eine gewisse Grenze der ferneren Ausdehnung | ||||||
| 06 | gebe da die Anziehung mit der Zurükstoßung im Gleichgewicht | ||||||
| 07 | ist oder ob nicht wenn die Zurükstoßung bey einer Dichtigkeit | ||||||
| 08 | größer ist als die Anziehung sie es nicht ins Unendliche bey größerer | ||||||
| 09 | Ausdehnung bleibe. Die Abnahme nach dem Cubus der Entfernungen | ||||||
| 10 | aber scheint das erstere zu bestätigen. Nun kan man viele solche | ||||||
| 11 | aggregata außer einander denken darin jedes gleichsam einen Dienst | ||||||
| 12 | für sich ausmacht und die sich einander anziehen, wodurch sie sich mehr | ||||||
| 13 | verdichten welche Nähertretung aber von einer gewissen ursprünglichen | ||||||
| 14 | Dünnigkeit des Vniversum durch plötzliche Loslassung geschehen eine | ||||||
| 15 | immerwährende concussion zuwege bringen würde wodurch die Materie[n] | ||||||
| 16 | bestimmte für sich beharrliche Klumpen ausmachen könnten die einen | ||||||
| 17 | Zusammenhang d. i. eine Anziehung haben die nicht von den anziehenden | ||||||
| 18 | Kräften aller Theile derselben sondern nur von der berührenden | ||||||
| 19 | herrührete als im Grunde nicht dem Zug sondern dem Druk | ||||||
| 20 | beyzumessen wäre. | ||||||
| 21 | Die Krafte womit jene zwei Körper die Erde anziehen würden | ||||||
| 22 | geben immer gleiche Geschwindigkeit derselben weil so viel ihre Masse | ||||||
| 23 | größer ist indem sie insgesammt die Erde ziehen sie zwar so viel | ||||||
| 24 | größere Solicitation der Erde eindrücken aber um so viel auch ihre | ||||||
| 25 | eigene Annäherung zur Erde vermindert wird (wegen ihrer größern | ||||||
| 26 | Masse) mithin immer dieselbe bleibt so lange das gemeinschaftliche | ||||||
| 27 | Centrum der Schweere von dem Centrum der Erde nur unendlich wenig | ||||||
| 28 | entfernt bleibt. - Man muß um den Unterschied der Dichtigkeiten zu | ||||||
| 29 | erklären annehmen daß dieselbe Anziehungskraft einer gegeben[en] | ||||||
| 30 | Qvantität Materie gegen eine unendliche verschiedene Zurükstoßungskraft | ||||||
| 31 | wirke, dieser aber das Ge[gen]gewicht (oder die Gegenwirkung | ||||||
| 32 | die zur bestimmten Einschränkung des Raumes der isolirten Materie) | ||||||
| 33 | nicht leisten könne ohne vermittelst der Anziehung aufs ganze vniversum. | ||||||
| 34 | Da aber diese mit den Qvadraten der Entfernung abnimmt so würde | ||||||
| 35 | sie durch den Druk der auf solche Weise angezogenen Materie dieses | ||||||
| 36 | Gleichgewicht einer bestehenden Zusammendrückung nicht leisten wenn | ||||||
| 37 | nicht die Zurükstoßung als wie der Cubus der Entfernung umgekehrt | ||||||
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