Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 350 |
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Text (Kant):
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| 01 | Den Grund, warum ich auf die Berl[iner] Censur drang, werden | ||||||
| 02 | Sie sich aus meinem damaligen Briefe leicht erinnerlich machen. So | ||||||
| 03 | lange nämlich die Abhandlungen in Ihrer M. S., so wie bis jetzt, sich | ||||||
| 04 | in den engen Schranken halten, nichts, was der Privatmeynung Ihrer | ||||||
| 05 | Censoren in Glaubenssachen einigermaßen zuwieder zu seyn scheinen | ||||||
| 06 | könnte, einfließen zu lassen, macht es keinen Unterschied, ob sie innerhalb | ||||||
| 07 | den Königl[ichen] Landen oder auswärts gedruckt würde. Da ich | ||||||
| 08 | aber in Ansehung meiner Abhandlung des letzteren wegen etwas besorgt | ||||||
| 09 | sein mußte, so war die natürliche Folge: daß, wenn sie dennoch, wieder | ||||||
| 10 | ihre Einstimmung, in der M. S. erschienen wäre, diese Censoren | ||||||
| 11 | darüber Klage erheben, den Umschweif, den sie nimmt, fernerhin verhindern | ||||||
| 12 | und meine Abhandlung, die sie alsdann ohne Zweifel weidlich | ||||||
| 13 | anzuschwärtzen nicht ermangeln würden, zur Rechtfertigung ihres | ||||||
| 14 | Gesuchs (um Verbot dieses Umschweifs) anführen möchten, welches mir | ||||||
| 15 | Unannehmlichkeiten zuziehen würde. | ||||||
| 16 | Ich werde dem ungeachtet nicht unterlassen, anstatt dieser Abhand[lung] | ||||||
| 17 | Ihnen, wenn Sie es verlangen, eine andere, blos moralische, | ||||||
| 18 | nämlich über Hrn Garve in seinen Versuchen 1. Theil neuerdings | ||||||
| 19 | geäußerte Meynung von meinem Moralprincip, bald zuzuschicken und | ||||||
| 20 | bin übrigens mit unwandelbarer Hochschätzung und Freundschaft der | ||||||
| 21 | Ihrige | ||||||
| 22 | Koenigsberg | I Kant | |||||
| 23 | den 30 July 1792. | ||||||
| 523. | |||||||
| 25 | Von Iohann Gottlieb Fichte. | ||||||
| 26 | 6. Aug. 1792. | ||||||
| 27 | Wohlgebohrner Herr, | ||||||
| 28 | Höchstzuverehrender Herr Profeßor, | ||||||
| 29 | Durch einen Umweg, weil ich selbst die Litteratur Zeitung sehr spät | ||||||
| 30 | erhalte, bekomme ich eine unbestimmte Nachricht, daß in dem Intelligenz | ||||||
| 31 | Blatte derselben meine Schrift für eine Arbeit von Euer Wohlgebohrn | ||||||
| 32 | ausgegeben worden, und daß Dieselben sich genöthigt gesehen, dagegen | ||||||
| 33 | zu protestiren. In welchem Sinne es möglich war, so etwas zu sagen, | ||||||
| 34 | sehe ich nicht ein; und kann es um so weniger einsehen, da ich die | ||||||
| 35 | Sache nur unbestimmt weiß. - So schmeichelhaft ein solches Misverständni | ||||||
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