Kant: AA XI, Briefwechsel 1791 , Seite 268

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 mir nicht ganz hatte entwickeln können, Fragen vor, die Sie      
  02 mir gütigst beantworteten. - Konnte ich also nicht mit Wahrheit      
  03 sagen, daß ich Ihnen einen großen Theil der Materialien zu dieser      
  04 Schrift verdanke, daß Sie einen Theil dieser Arbeiten kennen und      
  05 würde ich nicht undankbar gegen Sie gewesen sein, wenn ich das Bekenntniß      
  06 nicht freimüthig gethan hätte, daß das wenige Gute, was      
  07 etwa in dem Buche sei, Ihnen angehöre? - Heimlich habe ich die      
  08 Herausgabe eines Lehrbuchs der r[einen] a[llgemeinen] Logik nie gehalten,      
  09 ich habe mit HE. Hofprediger Schulz und mit HE. Mag.      
  10 Gensichen oft über diesen Punkt gesprochen, und warum sollte ich auch      
  11 ein Geheimniß daraus machen? Ist es denn etwa unerlaubt, den      
  12 Versuch zu wagen, eine reine allg. Logik nach Ihren Grundsätzen zu      
  13 verfertigen und dem Publiko zur Prüfung vorzulegen, selbst wenn ich      
  14 dergleichen auch nicht als Lehrbuch gebraucht hätte, hat HE. Prof.      
  15 Iakob, HE. Adj[unct] Schmidt, HE. Prof. Hufeland mit mehreren Theilen      
  16 des dogmatischen Theils Ihres Systems nicht dasselbe gethan? Allein      
  17 wenn ich auch annehme, daß Sie vergessen hätten oder daß es Ihnen      
  18 entgangen sei, daß ich Ihnen gesagt habe, ich sei Willens dereinst      
  19 einige Bogen über die r. a. Log. herauszugeben, so sehe ich doch noch      
  20 nicht ein, was Sie ungehalten machen könnte. Ich habe ja nicht Hefte      
  21 von Ihnen drucken laßen, dazu bedurfte ich Ihrer Erlaubniß, das      
  22 Ganze ist ja meine Arbeit, wie können Sie über den Druck derselben      
  23 böse sein? Ich wußte wohl, daß Sie nach Iahren den dogmatischen      
  24 Theil Ihres Systems und also auch eine Logik herausgeben würden,      
  25 aber das war nach Iahren, ich machte einen vorläufigen Versuch, wie      
  26 HE. Iakob dis bei der Log. u. Metaph., HE. Schmid bei der Moral      
  27 u. HE. Hufeland beim Naturrecht gethan hatte, müßte ich nicht der      
  28 albernste Mensch sein, wenn ich mir einbilden könnte, ich könnte Ihnen      
  29 vorgreifen? - Daß ich auch nicht entfernt etwas Unrechts in der      
  30 Herausgabe meines Lehrbuchs gesehen habe, erhellt daraus, daß ich      
  31 mich als Verfasser genannt, ja es Ihnen sogar zugeeignet habe; konnte      
  32 ich das, wenn ich die Herausgabe des Werks für unrecht hielt?      
           
  33 Der einzige Fehler, den ich begangen habe, der mir aber warlich      
  34 nicht zuzurechnen ist, besteht darin, daß ich Ihnen das Dedikationsexemplar      
  35 so spät geschickt habe, daß Sie weit eher ein ander Exemplar      
  36 in die Hände bekamen, aber ich erhielt das Dedikationsexemplar erst      
  37 in der zweiten Meßwoche vom HE. la Garde, das Binden nahm auch      
           
     

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