Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 119 |
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Text (Kant):
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01 | Ich danke Ihnen, daß Sie mir Bekantschaft mit HE Kiesewettern | ||||||
02 | verschafft haben. Dieser junge Mann gefällt mir. | ||||||
03 | Zur Vergeltung dafür wünsche ich Ihnen alles Gute; aber nicht | ||||||
04 | zum neuen Iahre, damit Sie nicht glauben, ich wollte dadurch eine | ||||||
05 | Antwort erhaschen. Schreiben Sie gelegentlich, so bald Sie Zeit haben. | ||||||
06 | Ich bin auch ein Briefschreiber, der mit seinen Antworten zögert; also | ||||||
07 | brauchen Sie Ihre Bequemlichkeit. Leben Sie wohl und erinnern Sie | ||||||
08 | sich wenn Sie Zeit haben, | ||||||
09 | Ihres abwesenden | ||||||
10 | Berlin | Verehrers | |||||
11 | den 22 Xbr 1789 | Klein | |||||
396. | |||||||
13 | An Iohann Erich Biester. | ||||||
14 | 29. Dec. 1789. | ||||||
15 | Ihr gütiges Andenken an mich und das angenehme Geschenck, | ||||||
16 | welches Sie, Theurester Mann! mir mit dem letzten Qvartal Ihrer | ||||||
17 | Monatsschrift gemacht haben, erregt in mir den Vorwurf einer Undankbarkeit, | ||||||
18 | in so langer Zeit diese Ihre Freundschaft gegen mich durch | ||||||
19 | nichts erwiedert zu haben. Ich habe verschiedene Stücke für Ihr | ||||||
20 | periodisches Werk angefangen und bin immer durch dazwischen kommende | ||||||
21 | nicht auszuweichende Stöhrungen unterbrochen und an der Vollendung | ||||||
22 | derselben gehindert worden. Bedenken Sie indessen, Werthester Freund! | ||||||
23 | 66 Iahre alt, immer durch Unpäslichkeit gestöhrt, in Planen, die ich | ||||||
24 | nur noch zur Hälfte ausgeführt habe und durch allerley schriftliche oder | ||||||
25 | auch öffentliche Aufforderungen von meinem Wege abgelenkt, wie schweer | ||||||
26 | wird es mir alles, was ich mir als meine Pflicht denke, zu erfüllen, | ||||||
27 | ohne hie oder da eine zu verabsäumen? - allein ich habe jetzt eine | ||||||
28 | Arbeit von etwa nur einem Monate zu vollenden; alsdenn will ich | ||||||
29 | einige Zeit ausruhen und diese mit einigen Ausarbeitungen, im Falle | ||||||
30 | sie Ihrer Monatsschrift anständig sind, ausfüllen. | ||||||
31 | Aber was ich schon längst hätte thun sollen und immer wieder | ||||||
32 | aus der Acht gelassen habe, das thue ich jetzt, nämlich Sie zu bitten, | ||||||
33 | mit der Ubersendung Ihrer M. S. qvartalweise sich ferner nicht | ||||||
34 | unnöthiger Weise in Kosten zu setzen. Denn, da ich die Stücke, so wie | ||||||
35 | sie monatlich herauskommen, ohnedem von meinen Freunden communicirt | ||||||
36 | bekomme, warum soll ich Sie damit belästigen? Die Unterbleibung | ||||||
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