Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 114 |
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01 | mich, er sei mein Freund. Durch den Kanzler von Hoffmann kann | ||||||
02 | ich weniger bei ihm ausrichten, denn ob sie gleich äußerlich in einem | ||||||
03 | guten Vernehmen zu stehen scheinen, so ist doch dis wirklich der Fall | ||||||
04 | nicht, weil Hoffmann Vertrauter des Prinzen Heinrich ist und Heinrich | ||||||
05 | Wöllner haßt. | ||||||
06 | Sehr unangenehm war es mir, als ich in dem Briefe eines | ||||||
07 | Ministers (Wöllners) an den König, (den wie man hier allgemein | ||||||
08 | sagt, Zedlitz geschrieben hat) die Stelle las, die Sie und Ihre Anhänger | ||||||
09 | betrift. Da ich mit Wahrscheinlichkeit voraussetzen kann, da | ||||||
10 | Sie das Buch gelesen haben, so setze ich die Stelle nicht her. Sollten | ||||||
11 | Ew. Wohlgebohrn aber das Buch noch nicht gelesen haben und es in | ||||||
12 | Königsberg auch nicht erhalten können, so dürfen Sie nur befehlen | ||||||
13 | und ich werde es Ihnen mit erster Post schicken. - Wöllners Ansehen | ||||||
14 | soll nicht mehr so ganz fest stehen, doch werden wir bei einer Veränderung | ||||||
15 | nicht viel gewinnen, wenn, wie es doch sehr wahrscheinlich | ||||||
16 | ist, der Geheimerath Lamprecht seine Stelle erhält. - Zedlitz setzt | ||||||
17 | eine reiche Erbschaft, die er ganz unverhoft gethan hat, in den Stand | ||||||
18 | ganz unabhängig zu leben; ich muß gestehen, daß es mir äußerst | ||||||
19 | wehe that, als ich erfuhr, daß er seine Dimission verlangt hatte, denn | ||||||
20 | ich bin überzeugt, daß er mir wohlwollte. Er will nach England | ||||||
21 | reisen, hat aber das Unglück gehabt in einem Anfall von Epilepsie | ||||||
22 | sich eine gefährliche Wunde am Kopfe zu schlagen. | ||||||
23 | Der Geheimerath Oelrichs hat mich dem Minister Herzberg vorgestellt, | ||||||
24 | der mich sehr gnädig aufnahm, zur Tafel zog, und sehr vieles | ||||||
25 | zu Ihrem Lobe sagte. | ||||||
26 | Was die Sitzungen des O[ber]S[chul]C[ollegium] betrift, so | ||||||
27 | ist bis jetzt wenig vorgenommen, man hat sich fast allein damit beschäftigt, | ||||||
28 | zu bestimmen, bis auf welche Lehrer man das Gesetz ausdehnen | ||||||
29 | könne, daß die Kinder der Schullehrer vom Soldatenstande | ||||||
30 | befreit sein sollten. Ew. Wohlgebohrn können leicht denken, daß ich | ||||||
31 | alles, was ich bei dem Kanzler vermag, anwenden werde, um das | ||||||
32 | durchzusetzen, was Sie in Ansehung der königsbergischen Schulen | ||||||
33 | wünschen. | ||||||
34 | Der Prof. Herz hat mir aufgetragen, Ihnen in seinem Namen | ||||||
35 | ein verbindliches Compliment zu machen. Ich bin gewöhnlich des | ||||||
36 | Freitags bei ihm zum Thee und zum Abendessen und ich muß gestehen, | ||||||
37 | daß ich bei ihm viele Freuden genieße. Er ist gewiß einer Ihrer | ||||||
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