Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 017

     
           
 

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  01 formelle Totalitaet. Ich glaube hiedurch eine neue Aussicht      
  02 zur Beantwortung der erwähnten Frage Quid Juris? eröffnet      
  03 zu haben.      
           
  04 4.) Die Frage Quid facti ? - Diese scheinen Sie blos berührt zu      
  05 haben; da es mir doch des Humeschen Zweifels wegen wichtig      
  06 scheint, sie befriedigend zu beantworten.      
           
  07 Diese Anmerkungen machen nun kürzlich den Innhalt des Mscpts      
  08 aus, das ich Ihnen vorzulegen wage. Meine zu gütigen Freunde      
  09 dringen schon lange in mich diese Schrift bekannt zu machen, allein      
  10 nie wollte ich ihnen hierin willfahren, ohne sie Ihrem mir unschätzbaren      
  11 Urtheil unterworfen zu haben. Findet sie ein Kant seiner Bemühung      
  12 nicht ganz unwürdig; so wird er gewiß dem der sich ihm      
  13 ehrerbietig nähert nicht verachten. Er wird ihm antworten, wird ihn      
  14 belehren, wo er geirrt, oder ihm seinen Beyfall bezeigen, wenn er ihn      
  15 deßen würdig finden sollte, u. ihn dadurch doppelt glüklich machen.      
           
  16   Ihr ganz ergebener Diener      
  17 Berlin den 7t. April 1789. u. Verehrer      
  18   Salomon Maymon      
           
           
    353.      
  20 Von Carl Leonhard Reinhold.      
           
  21 9. April 1789.      
           
  22 Empfangen Sie, mein höchstverehrungswürdiger Lehrer und Freund,      
  23 den beykommenden jungen Blüthenzweig von dem Baume den Sie      
  24 gepflanzt haben. Sollte er das Glück haben Ihnen durch Geruch und      
  25 Farbe einigermassen zu gefallen; so habe ich dann keinen herzlichern      
  26 Wunsch für ihn, als daß er den Zwey und Zwanzigsten April (: der      
  27 wenn mich die Aufschrift ihres aus Berlin mir zu[ge]sendeten Portraits      
  28 nicht täuscht Ihr Geburtstag ist :) in Ihren Händen seyn möge. Möge      
  29 er Sie dann an einen Menschen erinnern, dem dieser der ganzen      
  30 Menschheit so wichtige Tag, der festlichste unter allen Tagen ist, und      
  31 der stolz darauf ist, sich einbilden zu können, daß keiner seiner Zeitgenossen      
  32 die Wichtigkeit dieses Tages tiefer zu fühlen vermöge.      
           
  33 Sie werden durch diese Kleinigkeit überzeugt werden, wie wenig      
  34 mein Geist, das für mich so lange Iahr während welchem ich Sie      
  35 mit meinen schriftlichen Besuchen verschonen zu müssen geglaubt habe,      
  36 dem Ihrigen von der Seite gekommen ist. Ich kann mir keine innigere      
           
     

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