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Kant: AA VIII, Das Ende aller ... , Seite 331 |
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Text (Kant): |
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01 |
daß die Dauer der Welt nur sofern einen Werth hat, als die vernünftigen |
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Wesen in ihr dem Endzweck ihres Daseins gemäß sind, wenn dieser aber |
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nicht erreicht werden sollte, die Schöpfung selbst ihnen zwecklos zu sein |
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scheint: wie ein Schauspiel, das gar keinen Ausgang hat und keine vernünftige |
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Absicht zu erkennen giebt. Das letztere gründet sich auf der |
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Meinung von der verderbten Beschaffenheit des menschlichen Geschlechts*), |
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die bis zur Hoffnungslosigkeit groß sei; welchem ein Ende und zwar ein |
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schreckliches Ende zu machen, die einzige der höchsten Weisheit und Gerechtigkeit |
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(dem größten Theil der Menschen nach) anständige Maßregel |
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sei. - Daher sind auch die Vorzeichen des jüngsten Tages (denn |
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wo läßt es eine durch große Erwartungen erregte Einbildungskraft wohl |
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an Zeichen und Wundern fehlen?) alle von der schrecklichen Art. Einige |
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sehen sie in der überhandnehmenden Ungerechtigkeit, Unterdrückung der |
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Armen durch übermüthige Schwelgerei der Reichen und dem allgemeinen |
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*) Zu allen Zeiten haben sich dünkende Weise (oder Philosophen), ohne die Anlage zum Guten in der menschlichen Natur einiger Aufmerksamkeit zu würdigen, sich in widrigen, zum Theil ekelhaften Gleichnissen erschöpft, um unsere Erdenwelt, den Aufenthalt für Menschen, Recht verächtlich vorzustellen: 1) Als ein Wirthshaus (Karavanserai), wie jener Derwisch sie ansieht: wo jeder auf seiner Lebensreise Einkehrende gefaßt sein muß, von einem folgenden bald verdrängt zu werden. 2) Als ein Zuchthaus, welcher Meinung die brahmanischen, tibetanischen und andre Weisen des Orients (auch sogar Plato) zugethan sind: ein Ort der Züchtigung und Reinigung gefallner, aus dem Himmel verstoßner Geister, jetzt menschlicher oder Thier=Seelen. 3) Als ein Tollhaus: wo nicht allein Jeder für sich seine eignen Absichten vernichtet, sondern Einer dem Andern alles erdenkliche Herzeleid zufügt und obenein die Geschicklichkeit und Macht das thun zu können für die größte Ehre hält. Endlich 4) als ein Kloak, wo aller Unrath aus andern Welten hingebannt worden. Der letztere Einfall ist auf gewisse Art originell und einem persischen Witzling zu verdanken, der das Paradies, den Aufenthalt des ersten Menschenpaars, in den Himmel versetzte, in welchem Garten Bäume genug, mit herrlichen Früchten reichlich versehen, anzutreffen waren, deren Überschuß nach ihrem Genuß sich durch unmerkliche Ausdünstung verlor; einen einzigen Baum mitten im Garten ausgenommen, der zwar eine reizende, aber solche Frucht trug, die sich nicht ausschwitzen ließ. Da unsre ersten Eltern sich nun gelüsten ließen, ungeachtet des Verbots dennoch davon zu kosten: so war, damit sie den Himmel nicht beschmutzten, kein andrer Rath, als daß einer der Engel ihnen die Erde in weiter Ferne zeigte mit den Worten: "Das ist der Abtritt für das ganze Universum," sie sodann dahinführte, um das Benöthigte zu verrichten, und darauf mit Hinterlassung derselben zum Himmel zurückflog. Davon sei nun das menschliche Geschlecht auf Erden entsprungen. |
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