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Kant: AA VIII, Über das Mißlingen ... , Seite 256 |
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Text (Kant): |
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01 |
und, wie sie dem Begriff der höchsten Weisheit*) keinesweges Abbruch |
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02 |
thun, durch Beleuchtung und Tilgung derselben begreiflich machen. |
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03 |
-Doch auf eines hat er nicht nöthig sich einzulassen: nämlich daß er |
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die höchste Weisheit Gottes aus dem, was die Erfahrung an dieser Welt |
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lehrt, auch sogar beweise; denn hiermit würde es ihm auch schlechterdings |
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nicht gelingen, weil Allwissenheit dazu erforderlich ist, um an einer gegebnen |
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Welt (wie sie sich in der Erfahrung zu erkennen giebt) diejenige |
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Vollkommenheit zu erkennen, von der man mit Gewißheit sagen könne, es sei |
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09 |
überall keine größere in der Schöpfung und Regierung derselben möglich. |
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Das Zweckwidrige in der Welt aber, was der Weisheit ihres Urhebers |
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entgegengesetzt werden könnte, ist nun dreifacher Art: |
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I Das schlechthin Zweckwidrige, was weder als Zweck, noch als |
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Mittel von einer Weisheit gebilligt und begehrt werden kann. |
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II Das bedingt Zweckwidrige, welches zwar nie als Zweck, aber doch |
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als Mittel mit der Weisheit eines Willens zusammen besteht. |
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Das erste ist das moralisch Zweckwidrige, als das eigentliche Böse |
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(die Sünde); das zweite das physische Zweckwidrige, das Übel (der |
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*) Obgleich der eigenthümliche Begriff einer Weisheit nur die Eigenschaft eines Willens vorstellt, zum höchsten Gut als dem Endzweck aller Dinge zusammen zu stimmen; hingegen Kunst nur das Vermögen im Gebrauch der tauglichsten Mittel zu beliebigen Zwecken: so wird doch Kunst, wenn sie sich als eine solche beweiset, welche Ideen adäquat ist, deren Möglichkeit alle Einsicht der menschlichen Vernunft übersteigt (z. B. wenn Mittel und Zwecke wie in organischen Körpern einander wechselseitig hervorbringen), als eine göttliche Kunst nicht unrecht auch mit dem Namen der Weisheit belegt werden können; doch, um die Begriffe nicht zu verwechseln, mit dem Namen einer Kunstweisheit des Welturhebers zum Unterschiede von der moralischen Weisheit desselben. Die Teleologie (auch durch sie die Physikotheologie) giebt reichliche Beweise der erstern in der Erfahrung. Aber von ihr gilt kein Schluß auf die moralische Weisheit des Welturhebers, weil Naturgesetz und Sittengesetz ganz ungleichartige Principien erfordern, und der Beweis der letztern Weisheit gänzlich a priori geführt, also schlechterdings nicht auf Erfahrung von dem, was in der Welt vorgeht, gegründet werden muß. Da nun der Begriff von Gott, der für die Religion tauglich sein soll (denn zum Behuf der Naturerklärung, mithin in speculativer Absicht brauchen wir ihn nicht), ein Begriff von ihm als einem moralischen Wesen sein muß; da dieser Begriff, so wenig als er auf Erfahrung gegründet, eben so wenig aus bloß transscendentalen Begriffen eines schlechthin nothwendigen Wesens, der gar für uns überschwenglich ist, herausgebracht werden kann: so leuchtet genugsam ein, daß der Beweis des Daseins eines solchen Wesens kein andrer als ein moralischer sein könne. |
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