Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 385 |
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Text (Kant):
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| 01 | Zweite Abtheilung. |
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| 02 | Dialektik der teleologischen Urtheilskraft. |
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| 03 | § 69. |
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| 04 | Was eine Antinomie der Urtheilskraft sei. |
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| 05 | Die bestimmende Urtheilskraft hat für sich keine Principien, welche | ||||||
| 06 | Begriffe von Objecten gründen. Sie ist keine Autonomie; denn sie | ||||||
| 07 | subsumirt nur unter gegebenen Gesetzen, oder Begriffen, als Principien. | ||||||
| 08 | Eben darum ist sie auch keiner Gefahr ihrer eigenen Antinomie und keinem | ||||||
| 09 | Widerstreit ihrer Principien ausgesetzt. So war die transscendentale Urtheilskraft, | ||||||
| 10 | welche die Bedingungen unter Kategorieen zu subsumiren enthielt, | ||||||
| 11 | für sich nicht nomothetisch; sondern nannte nur die Bedingungen | ||||||
| 12 | der sinnlichen Anschauung, unter welchen einem gegebenen Begriffe, | ||||||
| 13 | als Gesetze des Verstandes, Realität (Anwendung) gegeben werden kann: | ||||||
| 14 | worüber sie niemals mit sich selbst in Uneinigkeit (wenigstens den Principien | ||||||
| 15 | nach) gerathen konnte. | ||||||
| 16 | Allein die reflectirende Urtheilskraft soll unter einem Gesetze subsumiren, | ||||||
| 17 | welches noch nicht gegeben und also in der That nur ein Princip | ||||||
| 18 | der Reflexion über Gegenstände ist, für die es uns objectiv gänzlich an | ||||||
| 19 | einem Gesetze mangelt, oder an einem Begriffe vom Object, der zum | ||||||
| 20 | Princip für vorkommende Fälle hinreichend wäre. Da nun kein Gebrauch | ||||||
| 21 | der Erkenntnißvermögen ohne Principien verstattet werden darf, so wird | ||||||
| 22 | die reflectirende Urtheilskraft in solchen Fällen ihr selbst zum Princip | ||||||
| 23 | dienen müssen: welches, weil es nicht objectiv ist und keinen für die | ||||||
| 24 | Absicht hinreichenden Erkenntnißgrund des Objects unterlegen kann, als | ||||||
| 25 | bloß subjectives Princip zum zweckmäßigen Gebrauche der Erkenntnißvermögen, | ||||||
| 26 | nämlich über eine Art Gegenstände zu reflectiren, dienen soll. | ||||||
| 27 | Also hat in Beziehung auf solche Fälle die reflectirende Urtheilskraft ihre | ||||||
| 28 | Maximen und zwar nothwendige zum Behuf der Erkenntniß der Naturgesetze | ||||||
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