Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 054 |
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01 | Zweifel an allem, was theoretische Vernunft einzusehen behauptet, aus | ||||||
02 | dem Grunde heben konnte. | ||||||
03 | Aber wie wird es mit der Anwendung dieser Kategorie der Causalität | ||||||
04 | (und so auch aller übrigen; denn ohne sie läßt sich kein Erkenntniß des | ||||||
05 | existirenden zu Stande bringen) auf Dinge, die nicht Gegenstände möglicher | ||||||
06 | Erfahrung sind, sondern über dieser ihre Grenze hinaus liegen? | ||||||
07 | Denn ich habe die objective Realität dieser Begriffe nur in Ansehung der | ||||||
08 | Gegenstände möglicher Erfahrung deduciren können. Aber eben | ||||||
09 | dieses, daß ich sie auch nur in diesem Falle gerettet habe, daß ich gewiesen | ||||||
10 | habe, es lassen sich dadurch doch Objecte denken, obgleich nicht a priori | ||||||
11 | bestimmen: dieses ist es, was ihnen einen Platz im reinen Verstande giebt, | ||||||
12 | von dem sie auf Objecte überhaupt (sinnliche, oder nicht sinnliche) bezogen | ||||||
13 | werden. Wenn etwas noch fehlt, so ist es die Bedingung der Anwendung | ||||||
14 | dieser Kategorien und namentlich der der Causalität auf Gegenstände, | ||||||
15 | nämlich die Anschauung, welche, wo sie nicht gegeben ist, die Anwendung | ||||||
16 | zum Behuf der theoretischen Erkenntniß des Gegenstandes als | ||||||
17 | Noumenon unmöglich macht, die also, wenn es jemand darauf wagt, (wie | ||||||
18 | auch in der Kritik der reinen Vernunft geschehen) gänzlich verwehrt wird, | ||||||
19 | indessen daß doch immer die objective Realität des Begriffs bleibt, auch | ||||||
20 | von Noumenen gebraucht werden kann, aber ohne diesen Begriff theoretisch | ||||||
21 | im mindesten bestimmen und dadurch ein Erkenntniß bewirken zu können. | ||||||
22 | Denn daß dieser Begriff auch in Beziehung auf ein Object nichts Unmögliches | ||||||
23 | enthalte, war dadurch bewiesen, daß ihm sein Sitz im reinen Verstande | ||||||
24 | bei aller Anwendung auf Gegenstände der Sinne gesichert war, und | ||||||
25 | ob er gleich hernach etwa, auf Dinge an sich selbst (die nicht Gegenstände | ||||||
26 | der Erfahrung sein können) bezogen, keiner Bestimmung zur Vorstellung | ||||||
27 | eines bestimmten Gegenstandes zum Behuf einer theoretischen Erkenntniß | ||||||
28 | fähig ist, so konnte er doch immer noch zu irgend einem anderen | ||||||
29 | (vielleicht dem praktischen) Behuf einer Bestimmung zur Anwendung desselben | ||||||
30 | fähig sein, welches nicht sein würde, wenn nach Hume dieser Begriff | ||||||
31 | der Causalität etwas, das überall zu denken unmöglich ist, enthielte. | ||||||
32 | Um nun diese Bedingung der Anwendung des gedachten Begriffs auf | ||||||
33 | Noumenen ausfindig zu machen, dürfen wir nur zurücksehen, weswegen | ||||||
34 | wir nicht mit der Anwendung desselben auf Erfahrungsgegenstände | ||||||
35 | zufrieden sind, sondern ihn auch gern von Dingen an sich selbst | ||||||
36 | brauchen möchten. Denn da zeigt sich bald, daß es nicht eine theoretische, | ||||||
37 | sondern praktische Absicht sei, welche uns dieses zur Nothwendigkeit macht. | ||||||
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