Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 481 |
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01 | Anmerkung 2. |
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02 | Wenn ich den Begriff der Materie nicht durch ein Prädicat, was ihr selbst als | ||||||
03 | Object zukommt, sondern nur durch das Verhältniß zum Erkenntnißvermögen, in | ||||||
04 | welchem mir die Vorstellung allererst gegeben werden kann, erklären soll, so ist | ||||||
05 | Materie ein jeder Gegenstand äußerer Sinne, und dieses wäre die blos | ||||||
06 | metaphysische Erklärung derselben. Der Raum aber wäre blos die Form aller | ||||||
07 | äußeren sinnlichen Anschauung (ob eben dieselbe auch dem äußeren Object, das wir | ||||||
08 | Materie nennen, an sich selbst zukomme, oder nur in der Beschaffenheit unseres | ||||||
09 | Sinnes bleibe, davon ist hier gar nicht die Frage). Die Materie wäre im Gegensatz | ||||||
10 | der Form das, was in der äußeren Anschauung ein Gegenstand der Empfindung | ||||||
11 | ist, folglich das Eigentlich=Empirische der sinnlichen und äußeren Anschauung, | ||||||
12 | weil es gar nicht a priori gegeben werden kann. In aller Erfahrung mu | ||||||
13 | etwas empfunden werden, und das ist das Reale der sinnlichen Anschauung, folglich | ||||||
14 | muß auch der Raum, in welchem wir über die Bewegungen Erfahrung anstellen | ||||||
15 | sollen, empfindbar, d. i. durch das, was empfunden werden kann, bezeichnet | ||||||
16 | sein, und dieser, als der Inbegriff aller Gegenstände der Erfahrung und selbst ein | ||||||
17 | Object derselben, heißt der empirische Raum. Dieser aber, als materiell, ist | ||||||
18 | selbst beweglich. Ein beweglicher Raum aber, wenn seine Bewegung soll wahrgenommen | ||||||
19 | werden können, setzt wiederum einen anderen, erweiterten materiellen | ||||||
20 | Raum voraus, in welchem er beweglich ist, dieser eben sowohl einen andern und so | ||||||
21 | forthin ins Unendliche. | ||||||
22 | Also ist alle Bewegung, die ein Gegenstand der Erfahrung ist, blos relativ; | ||||||
23 | der Raum, in dem sie wahrgenommen wird, ist ein relativer Raum, der selbst wiederum | ||||||
24 | und vielleicht in entgegengesetzter Richtung in einem erweiterten Raume | ||||||
25 | bewegt, mithin auch die in Beziehung auf den erstern bewegte Materie in Verhältniß | ||||||
26 | auf den zweiten Raum ruhig genannt werden kann, und diese Abänderungen | ||||||
27 | des Begriffs der Bewegungen gehen mit der Veränderung des relativen Raums | ||||||
28 | so ins Unendliche fort. Einen absoluten Raum, d. i. einen solchen, der, weil er | ||||||
29 | nicht materiell ist, auch kein Gegenstand der Erfahrung sein kann, als für sich gegeben | ||||||
30 | annehmen, heißt etwas, das weder an sich, noch in seinen Folgen (der Bewegung | ||||||
31 | im absoluten Raum) wahrgenommen werden kann, um der Möglichkeit | ||||||
32 | der Erfahrung willen annehmen, die doch jederzeit ohne ihn angestellt werden muß. | ||||||
33 | Der absolute Raum ist also an sich nichts und gar kein Object, sondern bedeutet | ||||||
34 | nur einen jeden andern relativen Raum, den ich mir außer dem gegebenen jederzeit | ||||||
35 | denken kann, und den ich nur über jeden gegebenen ins Unendliche hinausrücke, | ||||||
36 | als einen solchen, der diesen einschließt und in welchem ich den ersteren als bewegt | ||||||
37 | annehmen kann. Weil ich den erweiterten, obgleich immer noch materiellen, Raum | ||||||
38 | nur in Gedanken habe und mir von der Materie, die ihn bezeichnet, nichts bekannt | ||||||
39 | ist, so abstrahire ich von dieser, und er wird daher wie ein reiner, nicht empirischer | ||||||
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