Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 469

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Naturwissenschaft die Rechtmäßigkeit dieser Benennung nur von einem      
  02 reinen Theil derselben, der nämlich die Principien a priori aller übrigen      
  03 Naturerklärungen enthält, ableiten müsse und nur Kraft dieses reinen      
  04 Theils eigentliche Wissenschaft sei, imgleichen daß nach Forderungen der      
  05 Vernunft jede Naturlehre zuletzt auf Naturwissenschaft hinausgehen und      
  06 darin sich endigen müsse, weil jene Nothwendigkeit der Gesetze dem Begriffe      
  07 der Natur unzertrennlich anhängt und daher durchaus eingesehen      
  08 sein will; daher die vollständigste Erklärung gewisser Erscheinungen aus      
  09 chemischen Principien noch immer eine Unzufriedenheit zurückläßt, weil      
  10 man von diesen als zufälligen Gesetzen, die blos Erfahrung gelehrt hat,      
  11 keine Gründe a priori anführen kann.      
           
  12 Alle eigentliche Naturwissenschaft bedarf also einen reinen Theil,      
  13 auf dem sich die apodiktische Gewißheit, die die Vernunft in ihr sucht,      
  14 gründen könne, und weil dieser seinen Principien nach in Vergleichung      
  15 mit denen, die nur empirisch sind, ganz ungleichartig ist, so ist es zugleich      
  16 von der größten Zuträglichkeit, ja der Natur der Sache nach von unerlaßlicher      
  17 Pflicht in Ansehung der Methode, jenen Theil abgesondert und von      
  18 dem andern ganz unbemengt so viel möglich in seiner ganzen Vollständigkeit      
  19 vorzutragen, damit man genau bestimmen könne, was die Vernunft      
  20 für sich zu leisten vermag, und wo ihr Vermögen anhebt der Beihülfe      
  21 der Erfahrungsprincipien nöthig zu haben. Reine Vernunfterkenntniß      
  22 aus bloßen Begriffen heißt reine Philosophie oder Metaphysik; dagegen      
  23 wird die, welche nur auf der Construction der Begriffe vermittelst Darstellung      
  24 des Gegenstandes in einer Anschauung a priori ihr Erkenntniß      
  25 gründet, Mathematik genannt.      
           
  26 Eigentlich so zu nennende Naturwissenschaft setzt zuerst Metaphysik      
  27 der Natur voraus; denn Gesetze, d. i. Principien der Nothwendigkeit      
  28 dessen, was zum Dasein eines Dinges gehört, beschäftigen sich mit einem      
  29 Begriffe, der sich nicht construiren läßt, weil das Dasein in keiner Anschauung      
  30 a priori dargestellt werden kann. Daher setzt eigentliche Naturwissenschaft      
  31 Metaphysik der Natur voraus. Diese muß nun zwar jederzeit      
  32 lauter Principien, die nicht empirisch sind, enthalten (denn darum führt      
  33 sie eben den Namen einer Metaphysik), aber sie kann doch entweder sogar      
  34 ohne Beziehung auf irgend ein bestimmtes Erfahrungsobject, mithin      
  35 unbestimmt in Ansehung der Natur dieses oder jenes Dinges der Sinnenwelt      
  36 von den Gesetzen, die den Begriff einer Natur überhaupt möglich      
  37 machen, handeln, und alsdann ist es der transscendentale Theil der      
           
     

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