Kant: AA IV, Prolegomena zu einer jeden ... , Seite 348 |
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01 | Widerstreits der Vernunft allein möglich ist, ihm schon geläufig sein, ohne | ||||||
02 | welchen Umstand ich selbst von dem aufmerksamsten Leser völligen Beifall | ||||||
03 | nicht erwarten kann. | ||||||
04 | § 55. |
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05 | III Theologische Idee. (Kritik S. 571 u. f.) |
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06 | Die dritte transscendentale Idee, die zu dem allerwichtigsten, aber, | ||||||
07 | wenn er blos speculativ betrieben wird, überschwenglichen (transscendenten) | ||||||
08 | und eben dadurch dialektischen Gebrauch der Vernunft Stoff giebt, ist das | ||||||
09 | Ideal der reinen Vernunft. Da die Vernunft hier nicht, wie bei der psychologischen | ||||||
10 | und kosmologischen Idee von der Erfahrung anhebt und durch | ||||||
11 | Steigerung der Gründe wo möglich zur absoluten Vollständigkeit ihrer | ||||||
12 | Reihe zu trachten verleitet wird, sondern gänzlich abbricht und aus bloßen | ||||||
13 | Begriffen von dem, was die absolute Vollständigkeit eines Dinges überhaupt | ||||||
14 | ausmachen würde, mithin vermittelst der Idee eines höchst vollkommenen | ||||||
15 | Urwesens zur Bestimmung der Möglichkeit, mithin auch der | ||||||
16 | Wirklichkeit aller andern Dinge herabgeht: so ist hier die bloße Voraussetzung | ||||||
17 | eines Wesens, welches, obzwar nicht in der Erfahrungsreihe, dennoch | ||||||
18 | zum Behuf der Erfahrung um der Begreiflichkeit der Verknüpfung, | ||||||
19 | Ordnung und Einheit der letzteren Willen gedacht wird, d. i. die Idee, von | ||||||
20 | dem Verstandesbegriffe leichter wie in den vorigen Fällen zu unterscheiden. | ||||||
21 | Daher konnte hier der dialektische Schein, welcher daraus entspringt, daß | ||||||
22 | wir die subjective Bedingungen unseres Denkens für objective Bedingungen | ||||||
23 | der Sachen selbst und eine nothwendige Hypothese zur Befriedigung | ||||||
24 | unserer Vernunft für ein Dogma halten, leicht vor Augen gestellt werden; | ||||||
25 | und ich habe daher nichts weiter über die Anmaßungen der transscendentalen | ||||||
26 | Theologie zu erinnern, da das, was die Kritik hierüber sagt, faßlich, | ||||||
27 | einleuchtend und entscheidend ist. | ||||||
28 | § 56. |
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29 | Allgemeine Anmerkung |
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30 | zu den transscendentalen Ideen. |
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31 | Die Gegenstände, welche uns durch Erfahrung gegeben werden, sind | ||||||
32 | uns in vielerlei Absicht unbegreiflich, und es können viele Fragen, auf die | ||||||
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