Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 149 |
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01 | Gegenstände in der Erfahrung überhaupt allererst klar; und wo sollte man | ||||||
02 | auch Gegenstände suchen wollen, die den Begriffen correspondirten, wäre | ||||||
03 | es nicht in der Erfahrung, durch die uns allein Gegenstände gegeben werden; | ||||||
04 | wiewohl wir, ohne eben Erfahrung selbst voran zu schicken, blos in | ||||||
05 | Beziehung auf die formale Bedingungen, unter welchen in ihr überhaupt | ||||||
06 | etwas als Gegenstand bestimmt wird, mithin völlig a priori, aber doch | ||||||
07 | nur in Beziehung auf sie und innerhalb ihren Grenzen die Möglichkeit der | ||||||
08 | Dinge erkennen und charakterisiren können. | ||||||
09 | Das Postulat, die Wirklichkeit der Dinge zu erkennen, fordert | ||||||
10 | Wahrnehmung, mithin Empfindung, deren man sich bewußt ist, zwar | ||||||
11 | nicht eben unmittelbar von dem Gegenstande selbst, dessen Dasein erkannt | ||||||
12 | werden soll, aber doch Zusammenhang desselben mit irgend einer wirklichen | ||||||
13 | Wahrnehmung nach den Analogien der Erfahrung, welche alle reale Verknüpfung | ||||||
14 | in einer Erfahrung überhaupt darlegen. | ||||||
15 | In dem bloßen Begriffe eines Dinges kann gar kein Charakter | ||||||
16 | seines Daseins angetroffen werden. Denn ob derselbe gleich noch so vollständig | ||||||
17 | sei, daß nicht das mindeste ermangele, um ein Ding mit allen seinen | ||||||
18 | innern Bestimmungen zu denken, so hat das Dasein mit allem diesem doch | ||||||
19 | gar nichts zu thun, sondern nur mit der Frage: ob ein solches Ding uns | ||||||
20 | gegeben sei, so daß die Wahrnehmung desselben vor dem Begriffe allenfalls | ||||||
21 | vorhergehen könne. Denn daß der Begriff vor der Wahrnehmung vorhergeht, | ||||||
22 | bedeutet dessen bloße Möglichkeit, die Wahrnehmung aber, die den | ||||||
23 | Stoff zum Begriff hergiebt, ist der einzige Charakter der Wirklichkeit. | ||||||
24 | Man kann aber auch vor der Wahrnehmung des Dinges und also comparative | ||||||
25 | a priori das Dasein desselben erkennen, wenn es nur mit | ||||||
26 | einigen Wahrnehmungen nach den Grundsätzen der empirischen Verknüpfung | ||||||
27 | derselben (den Analogien) zusammenhängt. Denn alsdann hängt | ||||||
28 | doch das Dasein des Dinges mit unsern Wahrnehmungen in einer möglichen | ||||||
29 | Erfahrung zusammen, und wir können nach dem Leitfaden jener | ||||||
30 | Analogien von unserer wirklichen Wahrnehmung zu dem Dinge in der | ||||||
31 | Reihe möglicher Wahrnehmungen gelangen. So erkennen wir das Dasein | ||||||
32 | einer alle Körper durchdringenden magnetischen Materie aus der Wahrnehmung | ||||||
33 | des gezogenen Eisenfeiligs, obzwar eine unmittelbare Wahrnehmung | ||||||
34 | dieses Stoffs uns nach der Beschaffenheit unserer Organen unmöglich | ||||||
35 | ist. Denn überhaupt würden wir nach Gesetzen der Sinnlichkeit und | ||||||
36 | dem Context unserer Wahrnehmungen in einer Erfahrung auch auf die | ||||||
37 | unmittelbare empirische Anschauung derselben stoßen, wenn unsere Sinnen | ||||||
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