Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 147

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 d. i. sie gehen auf mögliche Dinge, weil sie die Form der Erfahrung      
  02 überhaupt a priori in sich enthalten.      
           
  03 Und nun wollen wir den ausgebreiteten Nutzen und Einfluß dieses      
  04 Postulats der Möglichkeit vor Augen legen. Wenn ich mir ein Ding vorstelle,      
  05 das beharrlich ist, so daß alles, was da wechselt, blos zu seinem Zustande      
  06 gehört, so kann ich niemals aus einem solchen Begriffe allein erkennen,      
  07 daß ein dergleichen Ding möglich sei. Oder ich stelle mir etwas      
  08 vor, welches so beschaffen sein soll, daß, wenn es gesetzt wird, jederzeit und      
  09 unausbleiblich etwas Anderes darauf erfolgt, so mag dieses allerdings      
  10 ohne Widerspruch so gedacht werden können; ob aber dergleichen Eigenschaft      
  11 (als Causalität) an irgend einem möglichen Dinge angetroffen werde,      
  12 kann dadurch nicht geurtheilt werden. Endlich kann ich mir verschiedene      
  13 Dinge (Substanzen) vorstellen, die so beschaffen sind, daß der Zustand      
  14 des einen eine Folge im Zustande des andern nach sich zieht, und so      
  15 wechselsweise; aber ob dergleichen Verhältniß irgend Dingen zukommen      
  16 könne, kann aus diesen Begriffen, welche eine blos willkürliche Synthesis      
  17 enthalten, gar nicht abgenommen werden. Nur daran also, daß diese Begriffe      
  18 die Verhältnisse der Wahrnehmungen in jeder Erfahrung a priori      
  19 ausdrücken, erkennt man ihre objective Realität, d. i. ihre transscendentale      
  20 Wahrheit, und zwar freilich unabhängig von der Erfahrung, aber doch      
  21 nicht unabhängig von aller Beziehung auf die Form einer Erfahrung überhaupt      
  22 und die synthetische Einheit, in der allein Gegenstände empirisch      
  23 können erkannt werden.      
           
  24 Wenn man sich aber gar neue Begriffe von Substanzen, von Kräften,      
  25 von Wechselwirkungen aus dem Stoffe, den uns die Wahrnehmung darbietet,      
  26 machen wollte, ohne von der Erfahrung selbst das Beispiel ihrer      
  27 Verknüpfung zu entlehnen: so würde man in lauter Hirngespinste gerathen,      
  28 deren Möglichkeit ganz und gar kein Kennzeichen für sich hat, weil man      
  29 bei ihnen nicht Erfahrung zur Lehrerin annimmt, noch diese Begriffe von      
  30 ihr entlehnt. Dergleichen gedichtete Begriffe können den Charakter ihrer      
  31 Möglichkeit nicht so, wie die Kategorien, a priori, als Bedingungen, von      
  32 denen alle Erfahrung abhängt, sondern nur a posteriori, als solche, die      
  33 durch die Erfahrung selbst gegeben werden, bekommen, und ihre Möglichkeit      
  34 muß entweder a posteriori und empirisch, oder sie kann gar nicht erkannt      
  35 werden. Eine Substanz, welche beharrlich im Raume gegenwärtig      
  36 wäre, doch ohne ihn zu erfüllen (wie dasjenige Mittelding zwischen Materie      
  37 und denkenden Wesen, welches einige haben einführen wollen), oder      
           
     

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