Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 085 |
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01 | nothwendig darauf folgen müsse, noch daß a priori und ganz allgemein | ||||||
02 | daraus als einer Bedingung auf die Folge könne geschlossen werden. | ||||||
03 | Aber jene empirische Regel der Association, die man doch durchgängig | ||||||
04 | annehmen muß, wenn man sagt, daß alles in der Reihenfolge der Begebenheiten | ||||||
05 | dermaßen unter Regeln stehe, daß niemals etwas geschieht, | ||||||
06 | vor welchem nicht etwas vorhergehe, darauf es jederzeit folge: dieses als | ||||||
07 | ein Gesetz der Natur, worauf beruht es? frage ich, und wie ist selbst diese | ||||||
08 | Association möglich? Der Grund der Möglichkeit der Association des | ||||||
09 | Mannigfaltigen, so fern er im Objecte liegt, heißt die Affinität des | ||||||
10 | Mannigfaltigen. Ich frage also, wie macht ihr euch die durchgängige | ||||||
11 | Affinität der Erscheinungen (dadurch sie unter beständigen Gesetzen stehen | ||||||
12 | und darunter gehören müssen) begreiflich? | ||||||
13 | Nach meinen Grundsätzen ist sie sehr wohl begreiflich. Alle mögliche | ||||||
14 | Erscheinungen gehören als Vorstellungen zu dem ganzen möglichen Selbstbewußtsein. | ||||||
15 | Von diesem aber als einer transscendentalen Vorstellung ist | ||||||
16 | die numerische Identität unzertrennlich und a priori gewiß, weil nichts | ||||||
17 | in das Erkenntniß kommen kann, ohne vermittelst dieser ursprünglichen | ||||||
18 | Apperception. Da nun diese Identität nothwendig in der Synthesis | ||||||
19 | alles Mannigfaltigen der Erscheinungen, so fern sie empirische Erkenntniß | ||||||
20 | werden soll, hinein kommen muß, so sind die Erscheinungen Bedingungen | ||||||
21 | a priori unterworfen, welchen ihre Synthesis (der Apprehension) durchgängig | ||||||
22 | gemäß sein muß. Nun heißt aber die Vorstellung einer allgemeinen | ||||||
23 | Bedingung, nach welcher ein gewisses Mannigfaltige (mithin auf | ||||||
24 | einerlei Art) gesetzt werden kann, eine Regel und, wenn es so gesetzt | ||||||
25 | werden muß, ein Gesetz. Also stehen alle Erscheinungen in einer durchgängigen | ||||||
26 | Verknüpfung nach nothwendigen Gesetzen und mithin in einer | ||||||
27 | transscendentalen Affinität, woraus die empirische die bloße | ||||||
28 | Folge ist. | ||||||
29 | Daß die Natur sich nach unserm subjectiven Grunde der Apperception | ||||||
30 | richten, ja gar davon in Ansehung ihrer Gesetzmäßigkeit abhängen | ||||||
31 | solle, lautet wohl sehr widersinnisch und befremdlich. Bedenkt man aber, | ||||||
32 | daß diese Natur an sich nichts als ein Inbegriff von Erscheinungen, mithin | ||||||
33 | kein Ding an sich, sondern blos eine Menge von Vorstellungen des | ||||||
34 | Gemüths sei, so wird man sich nicht wundern, sie blos in dem Radicalvermögen | ||||||
35 | aller unserer Erkenntniß, nämlich der transscendentalen Apperception, | ||||||
36 | in derjenigen Einheit zu sehen, um deren Willen allein sie Object | ||||||
37 | aller möglichen Erfahrung, d. i. Natur, heißen kann; und daß wir auch | ||||||
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