Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 073

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Brauchbarkeit, bekommen können. Nun würde sich aber der Gebrauch der      
  02 reinen Verstandesbegriffe gänzlich ändern, wenn man sie nur als empirische      
  03 Producte behandeln wollte.      
           
  04
Übergang
     
  05
zur transscendentalen Deduction der Kategorien.
     
           
  06 Es sind nur zwei Fälle möglich, unter denen synthetische Vorstellung      
  07 und ihre Gegenstände zusammentreffen, sich auf einander nothwendiger      
  08 Weise beziehen und gleichsam einander begegnen können: entweder wenn      
  09 der Gegenstand die Vorstellung, oder diese den Gegenstand allein möglich      
  10 macht. Ist das erstere, so ist diese Beziehung nur empirisch, und die Vorstellung      
  11 ist niemals a priori möglich. Und dies ist der Fall mit Erscheinung      
  12 in Ansehung dessen, was an ihnen zur Empfindung gehört. Ist aber das      
  13 zweite, weil Vorstellung an sich selbst (denn von deren Causalität vermittelst      
  14 des Willens ist hier gar nicht die Rede) ihren Gegenstand dem      
  15 Dasein nach nicht hervorbringt, so ist doch die Vorstellung in Ansehung      
  16 des Gegenstandes alsdann a priori bestimmend, wenn durch sie allein es      
  17 möglich ist, etwas als einen Gegenstand zu erkennen. Es sind aber      
  18 zwei Bedingungen, unter denen allein die Erkenntniß eines Gegenstandes      
  19 möglich ist, erstlich Anschauung, dadurch derselbe, aber nur als Erscheinung      
  20 gegeben wird; zweitens Begriff, dadurch ein Gegenstand      
  21 gedacht wird, der dieser Anschauung entspricht. Es ist aber aus dem      
  22 obigen klar, daß die erste Bedingung, nämlich die, unter der allein Gegenstände      
  23 angeschaut werden können, in der That den Objecten der Form      
  24 nach a priori im Gemüth zum Grunde liege. Mit dieser formalen Bedingung      
  25 der Sinnlichkeit stimmen also alle Erscheinungen nothwendig überein,      
  26 weil sie nur durch dieselbe erscheinen, d. i. empirisch angeschauet und gegeben      
  27 werden können. Nun frägt es sich, ob nicht auch Begriffe a priori      
  28 vorausgehen, als Bedingungen, unter denen allein etwas, wenn gleich nicht      
  29 angeschauet, dennoch als Gegenstand überhaupt gedacht wird; denn alsdann      
  30 ist alle empirische Erkenntniß der Gegenstände solchen Begriffen      
  31 nothwendiger Weise gemäß, weil ohne deren Voraussetzung nichts als      
  32 Object der Erfahrung möglich ist. Nun enthält aber alle Erfahrung      
  33 außer der Anschauung der Sinne, wodurch etwas gegeben wird, noch einen      
  34 Begriff von einem Gegenstande, der in der Anschauung gegeben wird      
  35 oder erscheint: demnach werden Begriffe von Gegenständen überhaupt als      
           
     

[ Seite 072 ] [ Seite 074 ] [ Inhaltsverzeichnis ]