Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 042 |
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01 | Vorstellungen von Raum und Zeit ihnen nicht in den Weg kommen, | ||||||
02 | wenn sie von Gegenständen nicht als Erscheinungen, sondern blos im | ||||||
03 | Verhältniß auf den Verstand urtheilen wollen; können aber weder von | ||||||
04 | der Möglichkeit mathematischer Erkenntnisse a priori (indem ihnen eine | ||||||
05 | wahre und objectiv gültige Anschauung a priori fehlt) Grund angeben, | ||||||
06 | noch die Erfahrungssätze mit jenen Behauptungen in nothwendige Einstimmung | ||||||
07 | bringen. In unserer Theorie von der wahren Beschaffenheit | ||||||
08 | dieser zwei ursprünglichen Formen der Sinnlichkeit ist beiden Schwierigkeiten | ||||||
09 | abgeholfen. | ||||||
10 | Daß schließlich die transscendentale Ästhetik nicht mehr als diese | ||||||
11 | zwei Elemente, nämlich Raum und Zeit, enthalten könne, ist daraus klar, | ||||||
12 | weil alle andre zur Sinnlichkeit gehörige Begriffe, selbst der der Bewegung, | ||||||
13 | welcher beide Stücke vereinigt, etwas Empirisches voraussetzen. | ||||||
14 | Denn diese setzt die Wahrnehmung von etwas Beweglichem voraus. Im | ||||||
15 | Raum, an sich selbst betrachtet, ist aber nichts Bewegliches: daher das | ||||||
16 | Bewegliche etwas sein muß, was im Raume nur durch Erfahrung | ||||||
17 | gefunden wird, mithin ein empirisches Datum. Eben so kann die transscendentale | ||||||
18 | Ästhetik nicht den Begriff der Veränderung unter ihre Data | ||||||
19 | a priori zählen: denn die Zeit selbst verändert sich nicht, sondern etwas, | ||||||
20 | das in der Zeit ist. Also wird dazu die Wahrnehmung von irgend einem | ||||||
21 | Dasein und der Succession seiner Bestimmungen, mithin Erfahrung erfordert. | ||||||
23 | Allgemeine Anmerkungen |
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24 | zur |
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25 | Transscendentalen Ästhetik. |
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26 | Zuerst wird es nöthig sein, uns so deutlich als möglich zu erklären, | ||||||
27 | was in Ansehung der Grundbeschaffenheit der sinnlichen Erkenntniß überhaupt | ||||||
28 | unsre Meinung sei, um aller Mißdeutung derselben vorzubeugen. | ||||||
29 | Wir haben also sagen wollen: daß alle unsre Anschauung nichts als | ||||||
30 | die Vorstellung von Erscheinung sei; daß die Dinge, die wir anschauen, | ||||||
31 | nicht das an sich selbst sind, wofür wir sie anschauen, noch ihre Verhältnisse | ||||||
32 | so an sich selbst beschaffen sind, als sie uns erscheinen, und daß, wenn | ||||||
33 | wir unser Subject oder auch nur die subjective Beschaffenheit der Sinne | ||||||
34 | überhaupt aufheben, alle die Beschaffenheit, alle Verhältnisse der Objekte | ||||||
35 | im Raum und Zeit, ja selbst Raum und Zeit verschwinden würden und | ||||||
36 | als Erscheinungen nicht an sich selbst, sondern nur in uns existiren können. | ||||||
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