Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 545 |
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01 | nun auf scholastische, oder populäre Art geschehen? Man muß indessen | ||||||
02 | gestehen, daß die Unterscheidung der zwei Elemente unserer Erkenntniß, | ||||||
03 | deren die einen völlig a priori in unserer Gewalt sind, die anderen nur | ||||||
04 | a posteriori aus der Erfahrung genommen werden können, selbst bei Denkern | ||||||
05 | von Gewerbe nur sehr undeutlich blieb und daher niemals die Grenzbestimmung | ||||||
06 | einer besondern Art von Erkenntniß, mithin nicht die ächte | ||||||
07 | Idee einer Wissenschaft, die so lange und so sehr die menschliche Vernunft | ||||||
08 | beschäftigt hat, zu Stande bringen konnte. Wenn man sagte: Metaphysik | ||||||
09 | ist die Wissenschaft von den ersten Principien der menschlichen Erkenntniß, | ||||||
10 | so bemerkte man dadurch nicht eine ganz besondere Art, sondern nur einen | ||||||
11 | Rang in Ansehung der Allgemeinheit, dadurch sie also vom Empirischen | ||||||
12 | nicht kenntlich unterschieden werden konnte; denn auch unter empirischen | ||||||
13 | Principien sind einige allgemeiner und darum höher als andere; und in | ||||||
14 | der Reihe einer solchen Unterordnung (da man das, was völlig a priori, | ||||||
15 | von dem, was nur a posteriori erkannt wird, nicht unterscheidet): wo soll | ||||||
16 | man den Abschnitt machen, der den ersten Theil und die obersten Glieder | ||||||
17 | von dem letzten und den untergeordneten unterschiede? Was würde man | ||||||
18 | dazu sagen, wenn die Zeitrechnung die Epochen der Welt nur so bezeichnen | ||||||
19 | könnte, daß sie sie in die ersten Jahrhunderte und in die darauf folgenden | ||||||
20 | eintheilte? Gehört das fünfte, das zehnte etc. Jahrhundert auch | ||||||
21 | zu den ersten? würde man fragen; eben so frage ich: Gehört der Begriff | ||||||
22 | des Ausgedehnten zur Metaphysik? Ihr antwortet: Ja! Ei, aber auch | ||||||
23 | der des Körpers? Ja! Und der des flüssigen Körpers? Ihr werdet stutzig, | ||||||
24 | denn wenn es so weiter fortgeht, so wird alles in die Metaphysik gehören. | ||||||
25 | Hieraus sieht man, daß der bloße Grad der Unterordnung (das | ||||||
26 | Besondere unter dem Allgemeinen) keine Grenzen einer Wissenschaft bestimmen | ||||||
27 | könne, sondern in unserem Falle die gänzliche Ungleichartigkeit | ||||||
28 | und Verschiedenheit des Ursprungs. Was aber die Grundidee der Metaphysik | ||||||
29 | noch auf einer anderen Seite verdunkelte, war, daß sie als Erkenntniß | ||||||
30 | a priori mit der Mathematik eine gewisse Gleichartigkeit zeigt, die | ||||||
31 | zwar, was den Ursprung a priori betrifft, sie einander verwandt macht; | ||||||
32 | was aber die Erkenntnißart aus Begriffen bei jener in Vergleichung mit | ||||||
33 | der Art, bloß durch Construction der Begriffe a priori zu urtheilen, bei | ||||||
34 | dieser, mithin den Unterschied einer philosophischen Erkenntniß von der | ||||||
35 | mathematischen anlangt: so zeigt sich eine so entschiedene Ungleichartigkeit, | ||||||
36 | die man zwar jederzeit gleichsam fühlte, niemals aber auf deutliche | ||||||
37 | Kriterien bringen konnte. Dadurch ist es nun geschehen, daß, da Philosophen | ||||||
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