Kant: AA II, Recension von Moscatis ... , Seite 423 |
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01 | Von dem körperlichen wesentlichen Unterschiede zwischen der Structur | ||||||
02 | der Thiere und Menschen. Eine akademische Rede, gehalten auf dem anatomischen | ||||||
03 | Theater zu Pavia von Dr. Peter Moscati, Prof. der Anat. | ||||||
04 | Aus dem Italienischen übersetzt von Johann Beckmann, Prof. in Göttingen. | ||||||
06 | Da haben wir wiederum den natürlichen Menschen auf allen Vieren, | ||||||
07 | worauf ihn ein scharfsinniger Zergliederer zurückbringt, da es dem einsehenden | ||||||
08 | Rousseau hiemit als Philosophen nicht hat gelingen wollen. | ||||||
09 | Der Dr. Moscati beweiset, daß der aufrechte Gang des Menschen gezwungen | ||||||
10 | und widernatürlich sei, daß er zwar so gebauet sei, um in dieser | ||||||
11 | Stellung sich erhalten und bewegen zu können; daß aber, wenn er sich | ||||||
12 | solches zur Nothwendigkeit und beständigen Gewohnheit macht, ihm Ungemächlichkeiten | ||||||
13 | und Krankheiten daraus entspringen, die gnugsam beweisen, | ||||||
14 | er sei durch Vernunft und Nachahmung verleitet worden von der | ||||||
15 | ersten, thierischen Einrichtung abzuweichen. Der Mensch ist in seinem Inwendigen | ||||||
16 | nicht anders gebauet als alle Thiere, die auf vier Füßen stehen. | ||||||
17 | Wenn er sich nun aufrichtet: so bekommen seine Eingeweide, vornehmlich | ||||||
18 | die Leibesfrucht der schwangern Personen eine herabhängende Lage und | ||||||
19 | eine halbumgekehrte Stellung, die, wenn sie mit der liegenden oder auf | ||||||
20 | Vieren gestellten oft abwechselt, nicht eben sonderlich üble Folgen erzeugen | ||||||
21 | kann, aber dadurch, daß sie beständig fortgesetzt wird, Mißgestaltungen | ||||||
22 | und eine Menge Krankheiten verursacht. So verlängert z. E. das Herz, | ||||||
23 | da es genöthigt wird zu hängen, die Blutgefäße, an die es geknüpft ist, | ||||||
24 | nimmt eine schiefe Lage an, indem es sich auf das Zwergfell stützt und | ||||||
25 | mit seiner Spitze gegen die linke Seite glitscht, eine Lage, darin der Mensch | ||||||
26 | und zwar der erwachsene sich von allen Thieren unterscheidet, und dadurch | ||||||
27 | er zu Aneurismen, Herzklopfen, Engbrüstigkeit, Brustwassersucht etc. einen | ||||||
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