| Kant: AA II, Versuch den Begriff der ... , Seite 185 | |||||||
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| 01 | und Vernunftgründe zusammen, den Gedanken des berühmten v. Musschenbroek | ||||||
| 02 | zu bestätigen: daß die Erwärmung nicht in der innern Erschütterung, | ||||||
| 03 | sondern in dem wirklichen Übergange des Elementarfeuers | ||||||
| 04 | aus einer Materie in die andere bestehe, obgleich dieser Übergang vermuthlich | ||||||
| 05 | mit einer innern Erschütterung begleitet sein mag, imgleichen | ||||||
| 06 | diese erregte Erschütterung den Austritt des Elementarfeuers aus den | ||||||
| 07 | Körpern befördert. Auf diesen Fuß, wenn das Feuerelement unter den | ||||||
| 08 | Körpern in einem gewissen Raum im Gleichgewichte ist, so sind sie verhältnißweise | ||||||
| 09 | gegen einander weder kalt noch warm. Ist dieses Gleichgewicht | ||||||
| 10 | gehoben, so ist diejenige Materie, in die das Elementarfeuer übergeht, | ||||||
| 11 | verhältnißweise gegen den Körper, der dadurch desselben beraubt | ||||||
| 12 | wird, kalt, dieser dagegen heißt, in so fern er in jene Materie diese Wärme | ||||||
| 13 | überläßt, in Ansehung derselben warm. Der Zustand in dieser Veränderung | ||||||
| 14 | heißt bei jenem Erwärmung, bei diesem Erkältung, bis alles wiederum | ||||||
| 15 | im Gleichgewichte ist. | ||||||
| 16 | Nun ist wohl nichts natürlicher zu gedenken, als daß die Anziehungskräfte | ||||||
| 17 | der Materie dieses subtile und elastische Flüssige so lange in Bewegung | ||||||
| 18 | setzen und die Masse der Körper damit anfüllen, bis es allerwärts | ||||||
| 19 | im Gleichgewichte ist, wenn nämlich die Räume in dem Verhältniß der | ||||||
| 20 | Anziehungen, die daselbst wirken, damit angefüllt sind. Und hier fällt es | ||||||
| 21 | deutlich in die Augen: daß eine Materie, die eine andere in der Berührung | ||||||
| 22 | erkältet, durch wahrhafte Kraft (der Anziehung) das Elementarfeuer | ||||||
| 23 | raube, womit die Masse der andern erfüllt war, und daß die Kälte jenes | ||||||
| 24 | Körpers eine negative Wärme genannt werden könne, weil die Verneinung, | ||||||
| 25 | die in den wärmeren Körper daraus folgt, eine Beraubung ist. | ||||||
| 26 | Allein hier würde die Einführung dieser Benennung ohne Nutzen und | ||||||
| 27 | nicht viel besser als ein Wortspiel sein. Meine Absicht ist hiebei nur auf | ||||||
| 28 | dasjenige, was folgt, gerichtet. | ||||||
| 29 | Es ist lange bekannt, daß die magnetische Körper zwei einander entgegenstehende | ||||||
| 30 | Enden haben, die man Pole nennt und deren der eine den | ||||||
| 31 | gleichnamigen Punkt an dem andern zurückstößt und den andern anzieht. | ||||||
| 32 | Allein der berühmte Prof. Äpinus zeigte in einer Abhandlung von der | ||||||
| 33 | Ähnlichkeit der elektrischen Kraft mit der magnetischen: daß elektrisirte | ||||||
| 34 | Körper bei einer gewissen Behandlung eben so wohl zwei Pole an sich | ||||||
| 35 | zeigen, deren einen er den positiven, den andern den negativen Pol | ||||||
| 36 | nennt, und wovon der eine dasjenige anzieht, was der andre zurückstößt. | ||||||
| 37 | Diese Erscheinung wird am deutlichsten wahrgenommen, wenn eine Röhre | ||||||
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