| Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 360 | |||||||
| Zeile: 
 | Text (Kant): 
 | 
 
 | 
 
 | ||||
| 01 | wir denkende Geschöpfe, bei denen ein Grönländer oder Hottentotte ein | ||||||
| 02 | Newton sein würde: und auf der andern Seite andere, die diesen als | ||||||
| 03 | einen Affen bewundern. | ||||||
| 04 | Da jüngst die obern Wesen sahn, | ||||||
| 05 | Was unlängst recht verwunderlich | ||||||
| 06 | Ein Sterblicher bei uns gethan, | ||||||
| 07 | Und wie er der Natur Gesetz entfaltet: wunderten sie sich, | ||||||
| 08 | Daß durch ein irdisches Geschöpf dergleichen möglich zu geschehn, | ||||||
| 09 | Und sahen unsern Newton an, so wie wir einen Affen sehn. | ||||||
| 10 | Pope. | ||||||
| 11 | Zu welch einem Fortgange in der Erkenntniß wird die Einsicht | ||||||
| 12 | jener glückseligen Wesen der obersten Himmelssphären nicht gelangen! | ||||||
| 13 | Welche schöne Folgen wird diese Erleuchtung der Einsichten nicht in | ||||||
| 14 | ihre sittliche Beschaffenheit haben! Die Einsichten des Verstandes, | ||||||
| 15 | wenn sie die gehörigen Grade der Vollständigkeit und Deutlichkeit besitzen, | ||||||
| 16 | haben weit lebhaftere Reizungen als die sinnlichen Anlockungen | ||||||
| 17 | an sich und sind vermögend, diese siegreich zu beherrschen und unter | ||||||
| 18 | den Fuß zu treten. Wie herrlich wird sich die Gottheit selbst, die sich | ||||||
| 19 | in allen Geschöpfen malt, in diesen denkenden Naturen nicht malen, | ||||||
| 20 | welche als ein von den Stürmen der Leidenschaften unbewegtes Meer | ||||||
| 21 | ihr Bild ruhig aufnehmen und zurückstrahlen! Wir wollen diese Muthmaßungen | ||||||
| 22 | nicht über die einer physischen Abhandlung vorgezeichnete | ||||||
| 23 | Grenzen erstrecken, wir bemerken nur nochmals die oben angeführte | ||||||
| 24 | Analogie: daß die Vollkommenheit der Geisterwelt sowohl, | ||||||
| 25 | als der materialischen in den Planeten von dem Mercur an | ||||||
| 26 | bis zum Saturn, oder vielleicht noch über ihm (wofern noch | ||||||
| 27 | andere Planeten sind) in einer richtigen Gradenfolge nach | ||||||
| 28 | der Proportion ihrer Entfernungen von der Sonne wachse | ||||||
| 29 | und fortschreite. | ||||||
| 30 | Indessen daß dieses aus den Folgen der physischen Beziehung | ||||||
| 31 | ihrer Wohnplätze zu dem Mittelpunkte der Welt zum Theil natürlich | ||||||
| 32 | herfließt, zum Theil geziemend veranlaßt wird: so bestätigt andererseits | ||||||
| 33 | der wirkliche Anblick der vortrefflichsten und sich für die vorzügliche | ||||||
| 34 | Vollkommenheit dieser Naturen in den obern Gegenden anschickenden | ||||||
| 35 | Anstalten diese Regel so deutlich, daß sie beinahe einen Anspruch auf | ||||||
| 36 | eine völlige Überzeugung machen sollte. Die Hurtigkeit der Handlungen, | ||||||
| 37 | die mit den Vorzügen einer erhabenen Natur verbunden ist, schickt sich | ||||||
| [ Seite 359 ] [ Seite 361 ] [ Inhaltsverzeichnis ] | |||||||