Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 290 |
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| 01 | wohl mit Recht die Vollendung der Periode der Ausbildung bei einem | ||||||
| 02 | Himmelskörper einige Jahrhunderte später gedenken, der unsere Erde | ||||||
| 03 | an Größe mehr wie zwanzigtausendmal übertrifft und an Dichtigkeit | ||||||
| 04 | 4mal nachsteht. Wenn seine Oberfläche eine ruhige Beschaffenheit wird | ||||||
| 05 | erreicht haben: so werden ohne Zweifel weit größere Ungleichheiten, als | ||||||
| 06 | die, so die Erdfläche bedecken, mit der Schnelligkeit seines Schwunges | ||||||
| 07 | verbunden, seiner Umwendung in nicht gar langem Zeitlaufe diejenige | ||||||
| 08 | beständige Stellung ertheilen, die das Gleichgewicht der Kräfte auf ihm | ||||||
| 09 | erheischen wird. | ||||||
| 10 | Saturn, der 3mal kleiner, als Jupiter ist, kann vielleicht durch | ||||||
| 11 | seinen weitern Abstand einen Vorzug einer geschwinderen Ausbildung | ||||||
| 12 | vor diesem erhalten haben: zum wenigsten macht die viel schnellere | ||||||
| 13 | Achsendrehung desselben und das große Verhältniß seiner Centerfliehkraft | ||||||
| 14 | zu der Schwere auf seiner Oberfläche (welches in dem folgenden | ||||||
| 15 | Hauptstücke soll dargethan werden), daß die vermuthlich auf derselben | ||||||
| 16 | dadurch erzeugte Ungleichheiten gar bald den Ausschlag auf die Seite | ||||||
| 17 | der Überwucht durch eine Verrückung der Achse gegeben haben. Ich | ||||||
| 18 | gestehe freimüthig, daß dieser Theil meines Systems, welcher die Stellung | ||||||
| 19 | der planetischen Achsen betrifft, noch unvollkommen und ziemlich | ||||||
| 20 | weit entfernt sei, der geometrischen Rechnung unterworfen zu werden. | ||||||
| 21 | Ich habe dieses lieber aufrichtig entdecken wollen, als durch allerhand | ||||||
| 22 | erborgte Scheingründe der Tüchtigkeit der übrigen Lehrverfassung Abbruch | ||||||
| 23 | zu thun und ihr eine schwache Seite zu geben. Nachfolgendes | ||||||
| 24 | Hauptstück kann eine Bestätigung von der Glaubwürdigkeit der ganzen | ||||||
| 25 | Hypothese abgeben, wodurch wir die Bewegungen des Weltbaues haben | ||||||
| 26 | erklären wollen. | ||||||
| 27 | Fünftes Hauptstück. |
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| 28 | Von dem Ursprunge des Ringes des Saturns und Berechnung |
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| 29 | der täglichen Umdrehung dieses Planeten aus den Verhältnissen |
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| 30 | desselben. |
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| 31 | Vermöge der systematischen Verfassung im Weltgebäude hängen | ||||||
| 32 | die Theile derselben durch eine stufenartige Abänderung ihrer Eigenschaften | ||||||
| 33 | zusammen, und man kann vermuthen, daß ein in der entlegensten | ||||||
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