| Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 026 | |||||||
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| 01 | können gebilligt werden. Man nennt dieselbe eine immerwährende | behaupten, daß | |||||
| 02 | Bestrebung zur Bewegung. Außer dem Fehler, | der Körper | |||||
| 03 | den dieser Begriff, wie ich im Anfange gezeigt habe, mit | vermöge seiner | |||||
| 04 | sich führt, ist noch ein anderer, von dem ich anjetzt reden | Kraft sich nach | |||||
| 05 | will. Wenn die Kraft eine immerwährende Bemühung | allen Gegenden | |||||
| 06 | zum Wirken ist, so wäre es ein offenbarer Widerspruch, | zur Bewegung | |||||
| 07 | wenn man sagen wollte, daß diese Anstrengung der Kraft | bestrebe. | |||||
| 08 | in Absicht auf die äußern Dinge ganz und gar unbestimmt sei. Denn | ||||||
| 09 | vermöge ihrer Definition ist sie ja dahin bemüht außer sich in andere | ||||||
| 10 | Dinge zu wirken; ja nach den angenommenen Lehrsätzen der neuesten | ||||||
| 11 | Metaphysiklehrer wirkt sie wirklich in dieselbe. Es scheinen daher diejenigen | ||||||
| 12 | am richtigsten zu reden, die da sagen, daß sie vielmehr nach | ||||||
| 13 | allen Gegenden gerichtet sei, als daß sie in Absicht auf die Richtung | ||||||
| 14 | ganz und gar unbestimmt sei. Der berühmte Herr Hamberger behauptet | ||||||
| 15 | daher, daß die substantielle Kraft der Monaden sich nach allen | ||||||
| 16 | Gegenden zur Bewegung gleich bestrebe und sich daher so wie eine | ||||||
| 17 | Wage durch die Gleichheit der Gegendrücke in Ruhe erhalte. | ||||||
| 18 | § 13. | ||||||
| 19 | Nach diesem System entsteht die Bewegung, wenn | Erster Einwurf | |||||
| 20 | das Gleichgewicht zweier entgegen gesetzter Tendenzien gehoben | gegen diese | |||||
| 21 | ist, und der Körper bewegt sich nach der Richtung | Meinung. | |||||
| 22 | der größeren Tendenz mit dem Übermaße der Kraft, das diese über | ||||||
| 23 | die entgegen gesetzte kleinere erhalten hat. Diese Erklärung befriedigt | ||||||
| 24 | die Einbildungskraft noch zwar in dem Falle, da der bewegende Körper | ||||||
| 25 | mit dem bewegten immer zugleich fortrückt. Denn dieser Fall ist demjenigen | ||||||
| 26 | ähnlich, da jemand mit der Hand eine von zwei gleichwiegenden | ||||||
| 27 | Wagschalen unterstützt und hiedurch die Bewegung der andern | ||||||
| 28 | verursacht. Allein ein Körper, dem seine Bewegung durch einen Sto | ||||||
| 29 | mitgetheilt worden, setzt dieselbe ins unendliche fort, ungeachtet die | ||||||
| 30 | antreibende Gewalt aufhört in ihn zu wirken. Nach dem angeführten | ||||||
| 31 | Lehrgebäude aber würde er seine Bewegung nicht fortsetzen können, | ||||||
| 32 | sondern so bald der antreibende Körper abließe in ihn zu wirken, | ||||||
| 33 | würde er auch plötzlich in Ruhe gerathen. Denn weil die nach allen | ||||||
| 34 | gegenden gerichtete Tendenzien der Kraft des Körpers von seiner Substanz | ||||||
| 35 | unzertrennlich sind, so wird das Gleichgewicht dieser Neigungen | ||||||
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