Kant: Briefwechsel, Brief 304, Von Ioachim Heinrich Campe.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Ioachim Heinrich Campe.      
           
  17. Sept 1787.      
           
  Verehrungswürdiger Herr Professor,      
  Ich habe mich nun lange genug begnügt, die großen und glänzenden      
  Verdienste, die Sie, seit unserer ehemaligen schriftl. Bekanntschaft,      
  sich um die Philosophie erwarben, im Stillen zu bewundern      
  und zu nützen; endlich muß ich doch einmal den Dank, den ich mit      
  allen Freunden der Wahrheit Ihnen dafür schuldig geworden bin, laut      
  werden lassen und bis zu Ihren Ohren bringen. Schon lange fühlte ich mich      
  stark getrieben, Ihnen dieses reine Opfer der aufrichtigsten Erkentlichkeit      
  öffentlich zu bringen und einen Versuch zu machen, ob ich nicht      
  auch ein wenig dazu beitragen könte, Ihre neuen, von den bisherigen      
  Vorstellungsarten so weit abgehenden Ideen, in ein etwas faßlicheres      
  und populaireres Gewand zu hüllen, um sie, wo möglich, auch für die      
  Capite censos unter den Philosophen begreiflich und annehmlich zu      
  machen: aber ich glaubte, mit diesem Versuche so lange warten zu      
  müssen, bis die neue Auflage Ihrer Critik erschienen wäre. Mögte      
  doch unser Wunsch, mit dieser neuen Auflage bald beschenkt zu werden,      
  nicht lange mehr [un]erfüllt bleiben!      
           
  Ich nehme mir die Freiheit Ihnen beiliegend die Ankündigung      
  eines Iournals zu s[en]den, welches meine Freunde und ich herauszug[e]ben      
  uns vorgenommen haben. Wenn die Zweck[e,] die wir dadurch      
  zuerreichen wünschen, Ihr[es] Beifalls würdig befunden werden: so      
  dürfen wir Verzeihung, vielleicht Erhörung hoffen, wenn wir Sie, edler      
  Mann, auf das allerangelegentlichste ersuchen, uns dazu, besonders zu      
  Num. 1 u. 2. je zuweilen mit einem kleinen Beitrage von Ihrer      
  Meisterhand zu beschenken. Unser und unsers Publikums Dank dafür      
           
  würde ausnehmend groß seyn; und unsere Verbindlichkeit könnte nur      
  dadurch noch vergrössert werden, wenn Sie das Maaß Ihrer Gefälligkeit      
  voll machen und uns gleich anfangs mit einigen Blättern beschenken      
  wollten, damit das Publikum gleich aus dem ersten Stücke ersehen      
  könnte, was für Männer wir das Glück hätten unter die Beförderer      
  unserer Unternehmung zu zählen. Wir haben Hofnung von mehreren      
  der ersten und besten Köpfe unsers Vaterlandes unterstützt zu werden;      
  und wir dürfen uns daher schmeicheln, daß wir Sie in eine Gesellschaft      
  einführen werden, die Ihnen nicht zur Unehre gereichen wird.      
           
  Die merkantilischen Verlagsbedingungen werden sich freilich nach      
  dem grössern oder geringern Absatze richten, den unser Iournal finden      
  wird. Aber so viel können wir schon jetzt bestimmen, daß die verlegende      
  Schulbuchhandlung, im schlimmsten Falle, einem Kant nicht unter      
  3 Dukaten für den Bogen in klein Format anbieten werde.      
           
  Und nun, vortreflicher Mann, empfangen Sie, nach so langem      
  Stillschweigen, einmal wieder die wahrhafte Versicherung meiner unbegrenzten      
  Verehrung, Liebe und Dankbarkeit für die ausnehmenden      
  Verdienste, die Sie nicht bloß um den menschlichen Verstand überhaupt,      
  sondern auch um mich sich erworben haben. Mögte Ihnen diese Versicherung,      
  die aus dem Innersten meines Herzens kommt, doch nicht      
  ganz gleichgültig seyn! Und o! mögten Sie mir durch eine gütige      
  Gewährung der obigen Bitte doch Geleg[en]heit geben wollen, Ihnen      
  künftig ofterer [zu] sagen, mit welcher Aufrichtigkeit und W[är]me Sie      
  geliebt und bewundert werden [von]      
           
    Ihrem      
    Verehrer und Dien[er]      
    Campe      
    Fürstlich Braunschweigischem Schulrath.      
    Braunschweig den 17. 7br. 87.      
           
  Wäre es Ihnen möglich unsere Ankündigung durch ein dortiges      
  öffentliches Blatt in Preussen bek[annt] zu machen, so würden Sie auch      
  dadurch uns ausnehmend verbinden u. wir würden die etwanigen      
  Auslagen dafür dankbar wieder erstatten.      
           
           
           
     

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