Kant: Briefwechsel, Brief 181, Von Carl Ehregott Mangelsdorff.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Carl Ehregott Mangelsdorff.      
           
  Danzig, d. 15 Otb. 82.      
           
  Ewr: Wohlgebohren      
           
  beide Briefe habe ich erst heute, am dritten      
  Tage meines hiesigen Auffenthaltes erhalten. Ich sage Ihnen den      
  herzlichsten Dank für alle Mühe in Besorgung meiner ersten Einrichtung!      
  Möchte ich doch Gelegenheit finden, meine Dankbegierde durch      
  Gegengefälligkeiten zeigen zu können!      
           
  Was Sie mir da von den historischen Vorlesungen schreiben, ist      
  freilich traurig genug. Sie allein waren in Halle mein Acker und      
  Pflug, und meine Vorliebe für dieses Fach ist entschieden. Doch mein      
  Trost ist, daß ich in Halle anfangs auch wenig Neigung zu dieser      
  Wissenschaft fand, und nach 2 Iahren doch wenige waren, die nicht      
  ihren historischen cursum machten. Mit den Collegiis in der Latinität      
  ist es eine eigene Sache; geht man in das Innere der Sprache, so      
  verstehen viele nicht, was man sagt; thut man es nicht, so leistet man      
  sich selbst kein Genüge. Aufrichtig zu reden, ich liebe diese Dinge izt      
  nicht mehr! ich habe sie mir zum Eckel docirt. Indeß, da es ein      
  Theil meines Amtes ist, so will ich gerne meine Pflicht thun. Nur,      
  im ersten halben Iahre wird es so hizig nicht gehen. Sie werden      
  aus Einlage sehen, daß ich Ihren Rath benuzt habe, und ich sage      
  Ihnen auch dafür den wärmsten Dank.      
           
  Was Betten, Tisch= Coffee etc. Zeug anbetrift, so bitte um 2 Betten      
  nur auf einen Monath, weil binnen dieser Zeit meine eigene Sachen      
  dieser Art über Lübek werden angelangt seyn. Aber mit den Tischen,      
  Stühlen und Bänken im auditorio weiß ich nicht, ob ich nach meiner Ankunft      
  noch das Nöthige werde können verfertiget erhalten. Doch, in 4      
  oder 5 Tagen bin ich da, und den 4 November fange ich erst die      
  Collegia an.      
           
           
  Ich bitte um nichts angelegentlicher, als um Ihre Freundschaft.      
  Auf alle Weise will ich suchen, sie zu verdienen.      
  Ich bin mit unbeschränkter Dankbegierde      
           
  Ihr        
    gehorsamer Diener      
    Mangelsdorff.      
           
           
           
     

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