Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zum Streit der ... , Seite 457 |
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01 | des moralischen Gesetzes in ihnen und hiemit zum Rückfall von | ||||||
02 | einer schon erstiegenen Stufe ihrer moralischen Veredelung versucht | ||||||
03 | werden. Da dieser aber dem Menschen sowohl in Ansehung seiner eigenen | ||||||
04 | Zwecke als auch den Zwecken anderer in Widerstreit mit sich selbst bringt | ||||||
05 | welcher nur durch Annehmung moralischer Principien ausgeglichen | ||||||
06 | werden kann, so wird die immer wachsende Cultur der Kunstfähigkeit, | ||||||
07 | welche nicht ausbleiben kann auch die der moralischen Anlage zu jenen | ||||||
08 | Zwecken zu benutzen sich genöthigt sehen und der Fortschritt der ersten | ||||||
09 | wird unausbleiblich auch die in Ansehung der Letzteren nach sich ziehen. | ||||||
10 | Wenn also die Menschen gleich im inneren Gehalt der Sittlichkeit | ||||||
11 | eben keinen fortwährenden Anwachs verheyßen so ist doch theils gegenwärtig | ||||||
12 | sichtbar theils ist es mit Sicherheit voraus zu sehen, daß sie im | ||||||
13 | Fortschritte ihrer Cultur die moralische Anlage in sich wenigstens als | ||||||
14 | Mittel zu ihrer Wohlfarth auch benutzen und sie dabey immermehr so | ||||||
15 | wohl innerhalb als außerhalb in Werth bringen hiemit aber die Fortschritte | ||||||
16 | zum Besseren selbst unabsichtlich befördern und so den Stoff zur | ||||||
17 | wahrsagenden Geschichte der Menschheit mit Erfolg hergeben werden | ||||||
18 | wozu die allmälig zum Besseren hinstrebende auf wahre Rechtsbegriffe | ||||||
19 | sich gründende Staatsverbesserung am meisten die Erfindung einer Religion | ||||||
20 | überhaupt die Beläge hergeben, welches Anfangs Blos als Mittel | ||||||
21 | zu selbstsüchtigen Zwecken ausgedacht endlich doch auch als Zweck und | ||||||
22 | Pflicht an sich selbst in Achtung gekommen und so Fortschritte zum Moralisch=Besseren | ||||||
23 | geworden sind. | ||||||
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