Kant: AA XXII, Zehntes Convolut , Seite 296

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 In Todesgefahr zu gerathen ist aller dings ein gröses Übel und      
  02 wer sich darinn bringt da er es hat vermeiden können, fehlt (peccat) ist      
  03 unklug aus Leichsinn aber der welcher sich der Gefahr aussetzt zu einer      
  04 lasterhaften That verleitet zu werden der verbricht (delinquit) wenn      
  05 er sie gleich nicht ausgeübt hat und ist ein böser Mensch. — Andere      
  06 Menschen aber vorsetzlich in die eine oder die andere dieser Gefahren      
  07 durch Beyspiel oder Beredung zu bringen ist Bosheit (malitia). Ein      
  08 habituell böser ist ein verworfener Mensch (malitia deperditus)      
           
  09      
  10 Nun wird die Frage aufgeworfen.) Ist es erlaubt einen anderen      
  11 in die eine oder die andere dieser Gefahren mit oder ohne seine Einwilligung      
  12 zu bringen damit etwas Gutes — ein physisches oder moralisches      
  13 Heil für Menschen herauskomme das ohne diese Gefährdung (periclitatio      
  14 moralis) nicht bewirkt werden dürfte? Der Apostel sagt „daß      
  15 deren die so denken Verdammnis ganz recht sey”. — Ein großes Beyspiel      
  16 für diese casuistische jetzt sehr in Anregung gebrachte Frage ist eine      
  17 besondere Art von Gefahren nämlich:      
           
           
  18

Die Pockennoth

     
           
           
  19 Abgesehen von der moralischen Bedenklichkeit ein Übel in der Welt      
  20 dem man steuern könnte geschehen zu lassen ja es wohl gar zu veranstalten      
  21 wird diese so geannnte Noth bey der Seltenheit einer Epedemie      
  22 dieser Art gar wenig gefühlt und von der Unsicherheit des Lebens der      
  23 Kinder überhaupt in der ersten Epoche desselben verschlungen ohne Aufsehen      
  24 zu machen und es scheint daß es mehr Ärzten darum zu thun      
  25 ist ihrer Heilkunde Ehre zu machen, als einer vom Volk gefühlten großen      
  26 Noth abzuhelfen wie etwa der Hungersnoth, Holtznoth, u.d.g.      
  27 Es ist also bey dem Pockenübel was nun schon von undenklicher      
           
    01 ist allerdings doppelt.      
    03 aus Leichtsinn g.Z. am Rande. welcher g.Z.      
    04 lasterhaften δ g.Z. am Rande): bösen dahinter undurchstrichen noch einmal: zu einer      
    04 delinquit dahinter δ-Beziehungsstrich ohne Beziehungswort.      
    06 vorsetzlich g.Z. am Rande. Gefahren v.a. Gefahr      
    07 malitia). δ Ein Mensch dessen      
    08 malitia g.Z. am Rande; erst: flagitio      
    11 Erste Fassung: in die eine oder andere Gefahr      
    12-13 physisches — moralisches g.Z. am Rande.      
    13 Menschen δ g.Z. am Rande): also (?) Auch hinter: herauskomme δ-Beziehungsstrich, der zu dem gleichen δ-Wort am Rande gehören kann.      
    14 moralis g.Z. dürfte erst: könnte      
    16 casuistische c v.a. C jetzt — gebrachte g.Z. am Rande. ist δ die      
    20 wohl g.Z.      
    21 diese v.a. dieses genante      
    23 überhaupt g.Z. am Rande. desselben (sc. Übels)      
    25 machen Komapunkt. machen Kommapunkt. einer v.a. einem ? vom Volk g.Z.      
           
           
     

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