Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 324 |
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01 | Es bewies mehr wie alles andere Platons, eines versuchten Mathematikers, | ||||||
02 | philosophischen Geist, daß er über die große, den Verstand mit | ||||||
03 | so viel herrlichen und unerwarteten Prinzipien in der Geometrie berührende | ||||||
04 | reine Vernunft in eine solche Verwunderung versetzt werden | ||||||
05 | konnte, die ihn bis zu dem schwärmerischen Gedanken fortriß, alle diese | ||||||
06 | Kenntnisse nicht für neue Erwerbungen in unserm Erdenleben, sondern | ||||||
07 | für bloße Wiederaufweckung weit früherer Ideen zu halten, die nichts | ||||||
08 | geringeres, als Gemeinschaft mit dem göttlichen Verstande zum Grunde | ||||||
09 | haben könnte. Einen bloßen Mathematiker würden diese Produkte seiner | ||||||
10 | Vernunft wohl vielleicht bis zur Hekatombe erfreuet, aber die Möglichkeit | ||||||
11 | derselben nicht in Verwunderung gesetzt haben, weil er nur über seinem | ||||||
12 | Object brütete, und darüber das Subject, so fern es einer so tiefen Erkenntniß | ||||||
13 | desselben fähig ist, zu betrachten und zu bewundern keinen Anlaß | ||||||
14 | hatte. Ein bloßer Philosoph wie Aristoteles, würde dagegen den himmelweiten | ||||||
15 | Unterschied des reinen Vernunftvermögens, so fern es sich aus | ||||||
16 | sich selbst erweitert, von dem, welches, von empirischen Prinzipien geleitet, | ||||||
17 | durch Schlüsse zum allgemeinern fortschreitet, nicht genug bemerkt und | ||||||
18 | daher auch eine solche Bewunderung nicht gefühlt, sondern, indem er die | ||||||
19 | Metaphysik nur als eine zu höhern Stufen aufsteigende Physik ansahe, | ||||||
20 | in der Anmaßung derselben, die sogar aufs Übersinnliche hinausgeht, | ||||||
21 | nichts Befremdliches und Unbegreifliches gefunden haben, wozu den | ||||||
22 | Schlüssel zu finden so schwer eben seyn sollte, wie es in der That ist. | ||||||
23 | Zweyter Abschnitt. |
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24 | Bestimmung der gedachten Aufgabe in Ansehung der Erkenntnißvermögen, |
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25 | welche in uns die reine Vernunft ausmachen. |
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26 | Die obige Aufgabe läßt sich nicht anders auflösen, als so: daß wir | ||||||
27 | sie vorher in Beziehung auf die Vermögen des Menschen, dadurch er der | ||||||
28 | Erweiterung seiner Erkenntniß a priori fähig ist, betrachten, und welche | ||||||
29 | dasjenige in ihm ausmachen, was man specifisch seine reine Vernunft | ||||||
30 | nennen kann. Denn, wenn unter einer reinen Vernunft eines Wesens | ||||||
31 | überhaupt das Vermögen, unabhängig von Erfahrung, mithin von | ||||||
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