Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 271 |
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01 | logische Ich das Subject zwar, wie es am sich ist, im reinen Bewußtseyn, | ||||||
02 | nicht als Receptivität, sondern reine Spontaneität anzeigt, weiter aber | ||||||
03 | auch keiner Erkenntniß seiner Natur fähig ist. | ||||||
04 | Von Begriffen a priori. |
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05 | Die subjective Form der Sinnlichkeit, wenn sie, wie sie nach der | ||||||
06 | Theorie der Gegenstände derselben als Erscheinungen geschehen muß, | ||||||
07 | auf Objecte, als Formen derselben, angewandt wird, führt in ihrer | ||||||
08 | Bestimmung eine Vorstellung herbey, die von dieser unzertrennlich ist, | ||||||
09 | nämlich die des Zusammengesetzten. Denn einen bestimmten Raum | ||||||
10 | können wir uns nicht anders vorstellen, als, indem wir ihn ziehen, d.i. | ||||||
11 | einen Raum zu dem andern hinzuthun, und ebenso ist es mit der Zeit | ||||||
12 | bewandt. | ||||||
13 | Nun ist die Vorstellung eines Zusammengesetzten, als eines solchen, | ||||||
14 | nicht bloße Anschauung, sondern erfordert den Begriff einer Zusammensetzung, | ||||||
15 | sofern er auf die Anschauung in Raum und Zeit angewandy | ||||||
16 | wird. Dieser Begriff also (sammt dem seines Gegentheiles, des Einfachen) | ||||||
17 | ist ein Begriff, der nicht von Anschauungen, als eine in diesen | ||||||
18 | enthaltene Theilvorstellung, abgezogen, sondern ein Grundbegriff ist, und | ||||||
19 | zwar a priori, endlich der einzige Grundbegriff a priori, der allen Begriffen | ||||||
20 | von Gegenstände der Sinne ursprünglich im Verstande zum | ||||||
21 | Grunde liegt. | ||||||
22 | Es werden also so viel Begriffe a priori im Verstande liegen, worunter | ||||||
23 | die Gegenstände, die den Sinnen gegeben werden, stehen müssen, | ||||||
24 | als es Arten der Zusammensetzung (synthesis) mit Bewußtseyn, d.i. | ||||||
25 | als es Arten der synthetischen Einheit der Apperception des in der Anschauung | ||||||
26 | gegeben Mannigfaltigen giebt. | ||||||
27 | Diese Begriffe nun sind die reinen Verstandesbegriffe von allen | ||||||
28 | Gegenständen, die unsern Sinnen vorkommen mögen, und die unter | ||||||
29 | dem Namen der Kategorien vom Aristoteles, obzwar mit fremdartigen | ||||||
30 | Begriffen untermengt, und von den Scholastikern unter dem der Prädikamente | ||||||
31 | mit eben denselben Fehlern vorgestellt, wohl hätten in eine | ||||||
32 | systematisch geordnete Tafel gebracht werden können, wenn das, was | ||||||
33 | die Logik von dem Mannigfaltigen in der Form der Urtheile lehrt, vorhher | ||||||
34 | in dem Zusammenhange eines Systems wäre aufgeführt worden. | ||||||
35 | Der Verstand zeigt sein Vermögen lediglich in Urtheilen, welche | ||||||
36 | nichts anders sind, als die Einheit des Bewußtseyns im Verhältnis der | ||||||
37 | Begriffe überhaupt, unbestimmt, objene Einheit analytisch oder synthetisch | ||||||
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