Kant: AA XX, Erste Einleitung in die Kritik der ... , Seite 220 |
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Text (Kant):
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01 | Erscheinung zu einem empirischen Begriffe vom Objecte gehörig; | ||||||
02 | denn er ist keine Categorie. In unserer Urtheilskraft nehmen wir die Zweckmäßigkeit | ||||||
03 | wahr, so fern sie über ein gegebenes Object blos reflectirt, es | ||||||
04 | sey über die empirische Anschauung desselben, um sie auf irgendeinen | ||||||
05 | Begrif (unbestimmt welchen) zu bringen, oder über den Erfahrungsbegrif | ||||||
06 | selbst, um die Gesetze, die er enthält, auf gemeinschaftliche Principien | ||||||
07 | zu bringen. Also ist die Urtheilskraft eigentlich technisch; die | ||||||
08 | Natur wird nur als technisch vorgestellt, so fern sie zu jenem Verfahren | ||||||
09 | derselben zusammenstimt und es nothwendig macht. Wir werden sogleich | ||||||
10 | die Art zeigen, wie der Begrif der reflectirenden Urtheilskraft, der die | ||||||
11 | innere Wahrnehmung einer Zweckmäßigkeit der Vorstellungen möglich | ||||||
12 | macht, auch zur Vorstellung des Objects, als unter ihm enthalten, angewandt | ||||||
13 | werden könne*. | ||||||
14 | Zu jedem empirischen Begriffe gehören nämlich drey Handlungen des | ||||||
15 | selbstthätigen Erkenntnißvermögens: 1. die Auffassung (apprehensio) | ||||||
16 | des Mannigfaltigen der Anschauung 2. die Zusammenfassung d.i. die | ||||||
17 | synthetische Einheit des Bewustseins dieses Mannigfaltigen in dem Begriffe | ||||||
18 | eines Objects (apperceptio comprehensiva) 3. die Darstellung | ||||||
19 | (exhibitio) des diesem Begrif correspondirenden Gegenstandes in der | ||||||
20 | Anschauung. Zu der ersten Handlung wird Einbildungskraft, zur zweyten | ||||||
21 | Verstand, zur dritten Urtheilskraft erfordert, welche, wenn es um einen | ||||||
22 | empirischen Begrif zu thun ist, bestimmende Urtheilskraft seyn würde. | ||||||
23 | Weil es aber in der bloßen Reflexion über eine Wahrnehmung nicht | ||||||
24 | um einen bestimmten Begrif, sondern überhaupt nur um die Regel über | ||||||
25 | eine Wahrnehmung zum Behuf des Verstandes, als eines Vermögens der | ||||||
26 | Begriffe, zu reflectiren zu thun ist: so sieht man wohl, daß in einem blos | ||||||
27 | reflectirenden Urtheile Einbildungskraft und Verstand in dem Verhältnisse, | ||||||
28 | in welchem sie in der Urtheilskraft überhaupt gegen einander stehen | ||||||
29 | müssen, mit dem Verhältnisse, in welchem sie bey einer gegebenen Wahrnehmung | ||||||
30 | wirklich stehen, verglichen, betrachtet werden. | ||||||
31 | Wenn denn die Form eines gegebenen Objects in der empirischen | ||||||
32 | Anschauung so beschaffen ist, daß die Auffassung des Mannigfaltigen | ||||||
33 | * Wir legen, sagt man, Endursachen in die Dinge hinein und heben sie nicht | ||||||
34 | gleichsam aus ihrer Wahrnehmung heraus. | ||||||
01-02 gehörig — Categorie. g.Z. am Rande (Kant). | |||||||
07 eigentlich δ bestimmt | |||||||
10 zeigen v.a. anzeigen | |||||||
11-12 möglich macht erst: verstattet (Kant). | |||||||
14 nämlich g.Z. (Kant). | |||||||
16 Zusammenfassung — die g.Z. am Rande (Kant). | |||||||
33-34 Die Anmerkung (ohne Stern) s.Z. (Kant) am rechten Rande neben dem Satze: Also ist die Urtheilskraft (Zeile 7). | |||||||
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