Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 200

     
           
 

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  01 könne. Ob fürsten werden Neigung haben, sich demjenigen zu bequemen,      
  02 was das Recht der Staaten ausmacht: davon ist hernach Die frage, wenn      
  03 nur erst die Regel errichtet ist. Diese zu vereiteln ist der Hochverrath gegen      
  04 die Menschliche Vernunft.      
           
   

 

6898.   φ.   Pr X'.
 
     
  06 Die bewegende Kraft des sittlichen Begrifs liegt in dessen reinigkeit      
  07 und unterscheidung von allen anderen antrieben. Das Ursprünglich intellectuale      
  08 fällt dadurch nur auf, daß es mit anderen analogischen Bewegungsgründen      
  09 der Ehre, der Glükseeligkeit, der Wechselliebe, der Ruhe      
  10 des Gemüths verglichen wird und sich in der Vergleichung über alle erhebt.      
  11 Anpreisungen der Tugend und Ermahnungen können von keinen      
  12 werthe seyn, sondern blos die Entwikelung seines ihres Begrifs. Beyspiele,      
  13 aus denen die Reinigkeit des tugendbegrifs hervorleuchtet, und ein      
  14 unmittelbar moralischer Abscheu bey Erziehung sind besser.      
           
   

 

6899.   υ? κ? η?   Pr XI'.
 
     
  16 Wir könen sagen, daß in einer Welt alle Zweke vom allgemeinen      
  17 (Gantzen) zum besonderen herabgehn und also der Zwek des Gantzen die      
  18 Bedingung der Zweke der theile in sich enthalte, d. i. daß jedermann sich      
  19 den Gesetzen als unterworfen ansehn muß, dadurch er in jeden Zustand      
  20 entweder der Natur oder der freyheit nach allgemeinen Gesetzen paßt. Weil,      
  21 wenn die Welt im Gantzen zwekmäßig ist, wir mit ihr und also in ansehung      
  22 der Glükseeligkeit alsdenn zusammen treffen werden.      
           
   

 

6900.   υ.   Pr XI'.
 
     
  24 Die subiective Ursachen der moralität sind: 1. Verstand. 2. das Herz.      
  25 Das schlechte Herz ist eine Ursach der Dumheit. e. g. Eine bittere und      
  26 hochmüthige Gemüthsart verursacht, daß man in einer strittigen frage      
  27 alles falsch nimt, spöttisch urtheilt und offenbar einen Narren vorstellt.      
  28 Es gehört ein Gut Herz dazu, um die Warheit zu finden, vornemlich bey      
  29 dem Wiederstreit der Eitelkeit der Menschen unter einander.      
           
  30 Von den kleinen Merkmalen eines bösen Herzens. Als eine Neigung,      
  31 sich über das, was andern unangenehm ist, obzwar nur in Kleinigkeiten,      
  32 zu erfreun. und darüber zu lachen.      
           
     

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