Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 672 |
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6348. ω4 (Sommer 1797). L Bl. E 21. S. I. R II 89f. |
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01 | Die Anschauungsform (nicht die Denkungsform) der Gegenstande | |||||||||
02 | in Raum und Zeit, weil sie a priori und als Nothwendig vor gestellt wird, | |||||||||
03 | beweiset ihre Subjectivität, daß sie nämlich nicht zu der Besc haffenheit | |||||||||
04 | der Gegenstande gehören, sondern a priori in der Sinnlichk eit des Subjects | |||||||||
05 | liegen müsse, bey denen man freylich a priori wissen kann, wie in | |||||||||
06 | welcher Form sie von uns angeschauet und wie sie uns also erschein en | |||||||||
07 | werden: Aber zugleich da doch auch, daß es eine Art der Vorste llungen, | |||||||||
08 | nämlich die, wie die Dinge sind, wenigstens Gedacht wer den müsse. | |||||||||
09 | Zweytens ist die Freyheit eine Eigenschaft, deren wir uns unmittelbar | |||||||||
10 | durch innern Sinn nicht bewust sind, aber sie ist durch den Pflichtbegrif | |||||||||
11 | apodictisch bewiesen (nämlich negativ). Diese Eigenschaft stellt uns | |||||||||
12 | ein Wesen wie den Menschen vor, nicht wie er als erscheint, sondern wie | |||||||||
13 | er ist. — Dieses Erkentnisprincip a priori ist aber blos practisch. | |||||||||
14 | Beyde Zusammen sind die cardines der Critischen Philosophie, und | |||||||||
15 | alle Metaphysik hat sie zum Zwek. Diese sammt der Geschmakslehre | |||||||||
16 | machen das Ganze der Principien der bricht ab? | |||||||||
17 | Die Formen, die wir durch Erfahrung erkennen, können nicht a priori | |||||||||
18 | erkannt seyn, weil ihnen sonst der Character der nothwendigkeit abginge. | |||||||||
20 | Transscendentale Begriffe können sinnenfreye genannt werden. | |||||||||
21 | Transscendental=philosophie auch sinnenfreye. Alles, worin nichts empirisches, | |||||||||
22 | aber doch allgemeingeltendes ist. Transscendent z. E. die Categorien. | |||||||||
23 | Transscendent: was gar kein Erkenntnisstük ist. | |||||||||
6349. ω4 (etwa Juni—Juli 1797). L Bl. M 13. S. I, II. |
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25 | S. I: | |||||||||
26 | Wenn die Erscheinungen der Sinne die Sachen an sich selbst wären, | |||||||||
27 | so hätten sie insgesamt Nothwendigkeit in der Kette der Wirkungen und | |||||||||
28 | Ursachen und es wäre keine Freyheit, mithin auch kein categorischer imperativ, | |||||||||
29 | der doch durch die Vernunft unbedingt nothwendig gebietet. | |||||||||
30 | Wäre das Object des inneren Sinnes, die Seele, nicht bloße Erscheinung | |||||||||
31 | seiner selbst, sondern ein reines Bewustseyn seines Denkens, | |||||||||
32 | so konnten wir nicht das Beysammenseyn der Vorstellungen in der Zeit, | |||||||||
33 | folglich in einer Form, die a priori in uns synthetisch gedacht wird, in | |||||||||
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