Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 632

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 alle innere Bestimmungen dieses Urgrundes, wodurch er nach seinem      
  02 Wesen erkannt würde, wegfallen und nichts als das Verhaltnis, ein Urgrund      
  03 einer der Welt nach solchen Gesetzen zu seyn, übrig bleibt, bey      
  04 welcher Vorstellung wir uns zwzr immer noch der Ausdrücke der unserer      
  05 subjectiv bedingten Vorstellungsart solcher Verhältnisse bedienen können,      
  06 aber nur, um ein objectiv uns Ganzlich verborgenes Wesen zum Behuf      
  07 des practischen Gebrauchs der Vernunft nach einer Analogie zu denken      
           
  08
Glaube an Gott.
     
           
  09 Die Vernunft kan uns nicht die oberste Bedingung unserer Zweke      
  10 (g im sittlichen Gesetze ) auferlegen, ohne uns zugleich den Endzweck unseres      
  11 Daseyns zu bestimmen als einen solchen, der zugleich unser Zwek seyn kan.      
  12 Nun ist dieser jederzeit Glükseeligkeit; aber die Moral gebiet et, daß er nur      
  13 unter der Bedingung der Würdigkeit glüklich zu seyn unser Endzwek und      
  14 überhaupt der Vernünftigen Wesen in der Welt seyn kann. So wie nun      
  15 die Vernunft moralisch Gesinnete Vernunft Glückseelig keit nicht ohne      
  16 Wohlverhalten, so kann sie auch nicht wohlverhalten ohne Glückseeligkeit      
  17 denken, wenn sie als Gesetzgebend selbst für die Natur sich betr achtete. Also      
  18 muß sie, wenn sie die Nothwendigkeit der Moralischen Gesetze im übersinnlichen      
  19 Substrat der vernünftigen Weltwesen sucht, im demselben auch      
  20 das Princip der Glückseeligkeit derselben, mithin eine diese beyde Elemente      
  21 des Endzwecks verbindende Gottheit denken.      
           
   

 

6318.   ω1.   L Bl. E 8.   S. I.   R II 26f.
 
     
  23 Zur psyschologie. Wir können die Natur der Seele als eines Geistes      
  24 nicht erkennen, mithin auch nicht die Unsterblichkeit, weil wir sie nie vom      
  25 korperlichen Einflus befreyen können. — Wir können Gott nicht als realissimum      
  26 erkennen, weil wir ihm weder Verstand noch Willen beylegen      
  27 können, ohne unsere limitation auf ihn überzutragen.      
           
  28 Der Begrif des realissimi ist conceptus originarius, weil die negationen      
  29 realitaet voraussetzen und remotionen derselben sind, also derivati v.      
  30 Diese negationen können auch nur als limitationen des realissimi      
  31 vorstestellt wrden. Daher die Vorstellung der hochsten realitaet als der      
     

[ Seite 631 ] [ Seite 633 ] [ Inhaltsverzeichnis ]