Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 564 |
||||||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
|||||||
| 01 | Wenn wir Moglichkeit von der Wirklichkeit absondern, so ist dieses | |||||||||
| 02 | ein Zeichen, daß wir unseren Begrif vom Dinge noch nicht durchgängig | |||||||||
| 03 | bestimmt haben; denn alsdenn wird das obiect nur als etwas gedacht, | |||||||||
| 04 | das auf eine oder andere Art unter allen mogl Pradicaten bestimmt | |||||||||
| 05 | werden kan, in Ansehung dessen deren es doch durchgängig bestimmt seyn | |||||||||
| 06 | muß, wenn es existiren soll. Der Unterschied von Moglichkeit ist al und | |||||||||
| 07 | Wirklichkeit ist also kein unterschied der Dinge, sondern der Begriffe. so | |||||||||
| 08 | fern, der in allerley absicht noch als unbestimmt angesehen wird, den Begrif | |||||||||
| 09 | eines blos moglichen, der aber obiectiv als bestimmt angesehen wird, | |||||||||
| 10 | eines wirklichen Dinges ausmacht. Das ens origin Bedingt ist die existentz, | |||||||||
| 11 | die a priori nicht anders als unter voraussetzung einer Ursache erkannt | |||||||||
| 12 | werden kan; unbedingt: die zwar entweder a priori, ohne doch rationatum | |||||||||
| 13 | (g zu ) seyn, erkannt werden kan oder, ob sie gleich gar nicht a priori erkannt | |||||||||
| 14 | werden mag, folglich auch nicht als caussatum alterius, dennoch | |||||||||
| 15 | selbst als Ursache vorausgesetzt werden muß. | |||||||||
| 16 | Der cosmologische Beweis setzt den ontologischen voraus. Denn wenn | |||||||||
| 17 | daraus, daß etwas ein ens necessarium ist, folgt, es sey auch realissimum | |||||||||
| 18 | (weil dieses nur ein einziges Wesen seyn kan und der Begrif des absolute | |||||||||
| 19 | necessarii durchgangig bestimmend seyn muß, mithin nicht vielerley wesen | |||||||||
| 20 | darunter verstanden werden sollen), so muß auch umgekehrt geschlossen | |||||||||
| 21 | werden können, daß das absol. necessarium ens realissimum ein ens | |||||||||
| 22 | necessarium sey, denn es sind wechselbegriffe. Ich kann den Satz: alle | |||||||||
| 23 | triangel sind Figuren, nicht umkehren, weil das praedicat für mehr Dinge | |||||||||
| 24 | als triangel anpasst. Finde ich aber, daß das praedicat nur einzig und | |||||||||
| 25 | allein diesem subiecte Th 34: angemessen ist, z.E.: ist in drey Seiten eingeschlossen, | |||||||||
| 26 | so muß ich ihn umkehren können. Nun geht der Schlu und da | |||||||||
| 27 | der Satz a priori gewiß ist, so muß auch sein umgekehrter für sich selbst | |||||||||
| 28 | a priori gewiß seyn, d.i. in unserem Falle muß aus dem Begriffe des | |||||||||
| [ Seite 563 ] [ Seite 565 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||||