Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 524

     
           
 

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  01

Th § 6.

     
  02

Nähere Bestimmung der Erfordernisse zur Berichtung der Erkenntniss

     
  03

Gottes.

     
           
   

 

6245.   ψ2.   Th 7'.
 
     
  05 Weil der Begrif des Urwesens gantz negativ ist, nämlich daß es seiner      
  06 Moglichkeit und Daseyn nach von keinem anderen abstamme (und nicht      
  07 derivativ sey), dadurch man aber nicht weiß, was es sey, so soll hier der      
  08 Begrif des Urspünglichen zu einem a priori durchgängig bestimmten Begrif      
  09 führen.      
           
  10 Es ist aber der Begrif eines Urwesens gantz willkührlich, wenn man      
  11 nicht voraussetzt, daß etwas existire; im letzteren Falle aber ist es nothwendig,      
  12 ein solches anzunehmen. Weil aber alsdenn irgend ein Daseyn      
  13 vorausgesetzt wird, so ist der Beweis nicht ontologisch, sondern cosmologisch,      
  14 aber doch transscendental.      
           
  15 Soll das Daseyn des Urwesens durch ontologische Beweisgründe      
  16 allein geführt werden, so muß das Daseyn aus lauter Begriffen gefolgert      
  17 werden und nicht a posteriori voran gehen. In dem ontologischen Wege      
  18 also muß aus bloßen Begriffen möglicher Wesen derjenige Gefunden      
  19 werden, der das Daseyn in sich schließt, und dieser ist der scheint der      
  20 Begrif des entis realissimi zu seyn.      
           
     

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