Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 470 |
||||||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
|||||||
| 01 | sey. Wenn das erste verneinet wird, so fallt das zweyte weg. Der Wille | |||||||||
| 02 | ist zwiefach: a, der, so aus der Bed eignen Bedürfnis des Subiects entspringt, | |||||||||
| 03 | und der da dieses zu seiner volligen Zufriedenheit des Daseyns | |||||||||
| 04 | anderer Dinge bedarf; oder b, aus der Allgenugsamkeit, da das Subiect | |||||||||
| 05 | an sich selbst als ein und seiner Zulanglichkeit zu allem Guten ausser ihm | |||||||||
| 06 | ein Wohlgefallen hat. Die Selbstzufriedenheit mit sich selbst als einem | |||||||||
| 07 | Grunde, als einem Qvell der Moglichkeit aller andern Dinge ist zugleich | |||||||||
| 08 | die Caussalitaet in Ansehung des Daseyns der großten und mit Wirkung, | |||||||||
| 09 | die der Form nach mit der Form seiner Selbstzufriedenheit übereinstimmt. | |||||||||
| 10 | Also unterschied zwischen einer appetitio originaria, die auf keiner subiectiven | |||||||||
| 11 | Bewegursache oder Triebfeder beruht, und einer derivativa. | |||||||||
| 12 | Die (g obiective ) Ehre Gottes bezieht sich auf Vernünftige Wesen | |||||||||
| 13 | und nicht auf die Bewegursache, die diese in der Welt bekommen, ihn zu | |||||||||
| 14 | lieben, sondern zu Ehren. (g M 387: Gott ist das hochste Gut, so fern er | |||||||||
| 15 | sein Wille ein moralisch vollkommener und heiliger Wille und unter dieser | |||||||||
| 16 | Bedingung allein ein gütiger ist. ) M 387': Dieses beruht auf seiner | |||||||||
| 17 | Gütigkeit, ver eingeschrankt und bestimmt durch seine Heiligkeit, d.i. auf | |||||||||
| 18 | darauf, daß die Welt ein Geg Schauplatz des sittlichen Wohlverhaltens | |||||||||
| 19 | für sie sey, um sich der Gütigkeit Gottes würdig zu machen. Dadurch allein | |||||||||
| 20 | wird er geehrt; und, weil das Gute, das dadurch allein bewirkt wird, | |||||||||
| 21 | nicht auf ihn se fließt, sondern in der Welt immanent ist, so wird dadurch | |||||||||
| 22 | zwar Gotte gedient, d.i. wir handeln als im Dienste Gottes zum | |||||||||
| 23 | Weltbesten, aber Gott wird nicht bedient, d.i. durch irgend einen Cultus | |||||||||
| 24 | irgend ein Zwek ausser oder Wirkung ausser der Welt und in Gott intendirt. | |||||||||
| 25 | Also giebt es keinen unmittelbaren Gottesdienst, sondern nur durch | |||||||||
| 26 | dadurch, daß wir seine Befehle in der Welt verrichten und dadurch selbst | |||||||||
| 27 | 1. gut, 2. der ge Güte Gottes würdig werden. | |||||||||
6155. ψ2. M 387. Über, neben und unter M § 944: |
||||||||||
| 29 | Ob Gott die Welt von Ewigkeit her oder in der Zeit erschaffen habe. | |||||||||
| 30 | D.i. Ob die Schopfung ein Weltanfang oder eine Welt Caussalitaet in | |||||||||
| 31 | Ansehung der Substanz der Welt sey ohne alles Verhaltnis auf die Zeit. | |||||||||
| 32 | In diesem Verhaltnis erscheint uns nur das Daseyn der Welt. Diese Erscheinung | |||||||||
| 33 | ist nur eine Vorstellungsart für uns, nicht eine Beschaffenheit | |||||||||
| [ Seite 469 ] [ Seite 471 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
||||||||||