Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 408 |
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| 01 | absolut erstes, auch keine Unendlichkeit als gantz gegeben vorgestellt werden | |||||||||
| 02 | könne, folglich keine absolute totalitaet, beweiset, daß das absolute ausser | |||||||||
| 03 | ihr müsse gedacht werden und daß sie selbst nur in der relation zu unsern | |||||||||
| 04 | Sinnen bestehe. | |||||||||
| 05 | Wenn das Erste nach bloßen Bedingungen der Sinnlichkeit genommen | |||||||||
| 06 | werden kan, welches geschieht bey der Zusammensetzung und | |||||||||
| 07 | Theilung der Erscheinungen im Raum und der Zeit, so ist die Vollstandigkeit | |||||||||
| 08 | des regressus unmoglich und immer ein Wiedertreit zwischen der Behauptung | |||||||||
| 09 | der Vollstandigkeit durch unendliche Reihe und der durch eine | |||||||||
| 10 | begrentzte Reihe. | |||||||||
| 11 | Wenn aber das Erste nicht nothwendig eine Bestimmung im Raum | |||||||||
| 12 | und der Zeit ist (dynamische Idee), so ist sondern auch zur intelligibeln | |||||||||
| 13 | Welt, die der sensibelen als substratum zum Grunde liegt, gehoren kan, | |||||||||
| 14 | so ist ein Erstes, mithin totalitaet in derselben Welt moglich als noumenon | |||||||||
| 15 | und dagegen die Unendlichkeit ohne totalitaet als phaenomenon | |||||||||
| 16 | zugleich möglich. | |||||||||
5969. ψ2. M 114. E II 1439. |
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| 18 | Die Unendlichkeit des regressus und die totalitaet mithin die absolute | |||||||||
| 19 | lassen sich nicht vereinigen. Die Begrenzung im regressus der Erscheinungen | |||||||||
| 20 | laßt sich nicht mit Raum und zeit, d.i. der Sinnlichkeit, vereinigen. | |||||||||
5970. ψ2. M 115'. 115. E II 1397. |
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| 22 | M 115': | |||||||||
| 23 | In mundo non datur abyssus, saltus, casus, fatum. Denn die | |||||||||
| 24 | totalitaet der Verknüpfung des Bedingten mit der Bedingung, d.i. das | |||||||||
| 25 | absolute Gantze der Reihe der Verknüpfung ist entweder das der Mathematischen: | |||||||||
| 26 | der Zusammensetzung der Erscheinung oder der dynamischen | |||||||||
| 27 | Verknüpfung: der Ableitung des Daseyns. Beyde 1. der Art, wie die | |||||||||
| 28 | Reihe (g total ) gegeben wird; 2. wie eine gantz gegebene Reihe aufgeloset | |||||||||
| 29 | wird; mathematisch: der composition oder decomposition; dynamisch: das | |||||||||
| 30 | erste entstehen oder das unbedingte Daseyn überhaupt. | |||||||||
| 31 | non datur abyssus: namlich die totalitaet durch* einen unendlichen, | |||||||||
| 32 | erfülleten Raum und zeit als gegeben, oder durch eine endliche Reihe, die | |||||||||
| 33 | absolut-gantz in einen unendlichen leeren Raum und Zeit gegeben worden. | |||||||||
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