Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 278 |
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01 | Es solte heissen: der Gedanke von der Welt muß vor die weder zu | |||||||||
02 | groß noch zu klein, mithin der Welt als ein Inbegrif aller gegeben Erscheinungen | |||||||||
03 | gerade angemessen seyn. Die Welt aber ist eine bloße Synthesis | |||||||||
04 | der Erscheinungen, worin der Grund der Synthesis immer nur | |||||||||
05 | innerlich und nicht außer den Erscheinungen bestimt werden kan. Die | |||||||||
06 | synthesis nach empirischen Gesetzen und als indefinita ist der Welt angemessen. | |||||||||
08 | Weil der Begrif von Erscheinungen nicht vor der Synthesis, sondern | |||||||||
09 | nur durch sie gegeben ist, so ist die Synthesis an sich in Ansehung der | |||||||||
10 | Erscheinungen unbestimt, folglich unendlich obgle geht sie ind unendliche, | |||||||||
11 | obgleich darum die Erscheinung nicht als unendlich gegeben ist. Sie ist | |||||||||
12 | also iederzeit endlich, und alle gegebene Welt ist endlich vom puncte | |||||||||
13 | a priori an zu rechnen. Dagegen ist sie potentialiter der Erscheinung | |||||||||
14 | dem Scheine nach unendlich, wenn man namlich die Synthesis als durchs | |||||||||
15 | obiect gegeben betrachtet. Auf solche Art ist der Gedanke oder der Begrif, | |||||||||
16 | nach welchem wir die Welt denken sollen, vor sie weder zu gros noch zu | |||||||||
17 | klein, sondern ist diesem Problematischen Begriffe oder dem Problem, das | |||||||||
18 | im Begriffe stekt, vollig angemessen, d.i. der moglichkeit aller empirischen | |||||||||
19 | Erkentnis im Felde der Erscheinungen. | |||||||||
20 | (g In den Sinnen ist keine vollendete Synthesis und nichts vollstandiges | |||||||||
21 | und unbedingtes. ) | |||||||||
22 | Die welt muß vor unsere Gedanken weder zu groß noch zu klein seyn, | |||||||||
23 | heißt so viel als: man muß sie so denken, daß ihr Begrif mit den Bedingungen | |||||||||
24 | der durchgängigen empirischen Synthesis und deren Regel | |||||||||
25 | übereinkommt. Oder umgekehrt: der Begrif der Welt muß hieraus selbst | |||||||||
26 | entspringen. Nun ist dieser eine ohne Ende vom Bedingten zu Bedingungen | |||||||||
27 | forgehende Synthesis und eine Progressio indefinita, durch | |||||||||
28 | in welcher die Zeit selbst durch die synthesis der Erscheinungen bestimt | |||||||||
29 | wird und also weder die Zeit die Erscheinung weder bestimt nich sich | |||||||||
30 | selbst in Ansehung der Erscheinungen einschränkt. Denn alsdenn ist die | |||||||||
31 | Welt eine Idee, die nur deren Gegenstand nur durch diese Synthesis und | |||||||||
32 | die Regel derselben gegeben ist, niemals aber als ein absolutes Ganze | |||||||||
33 | vor sich und alle mogliche Synthesis in einer collectiven Einheit. | |||||||||
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