Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 262 |
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5629. χ2? (υ2?) ψ3—4?? M 364. Über, neben und unter M § 892: |
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01 | Ungläubig ist der, welcher keine andere Annehmung der Vernunft | |||||||||
02 | warheiten Satze einräumt, als die logische Gewißheit haben. | |||||||||
03 | Practisch ungläubig, der nicht rechtschaffen seyn will, als so fern er | |||||||||
04 | gewiß weiß, daß es auch seine Belohnung habe (nicht aus eigenutz), also | |||||||||
05 | nicht auf oder im Glauben; oder auch der, welcher der moralischen Gesinnung | |||||||||
06 | so viel Kraft beymißt, von allen Folgen zu abstrahiren und sich | |||||||||
07 | blos mit dem rechthandeln zu begnügen. | |||||||||
08 | Jenes ist der Unglaube des Mistrauens. | |||||||||
09 | Dieses ist der Unglaube des Eigendünkels. | |||||||||
5630. χ2—ψ. M 364'. Zu M § 890ff.: |
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11 | Würden wir die Natur der Dinge vollstandig einsehen, so würde | |||||||||
12 | Natur und Freyheit, naturbestimung und Zweksbestimmung ganzlich | |||||||||
13 | einerley seyn. So ists bey Gott; daher alle Zweke in der Welt zugleich | |||||||||
14 | aus dem Wesen der Dinge folgen und in einem Ursprünglichen Wesen mit | |||||||||
15 | seiner Natur einerley seyn. | |||||||||
5631. χ—ψ. M 368'. E II 1697. |
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17 | Von der Gottlichen Seeligkeit. Selbstgnugsamkeit. | |||||||||
18 | Unterschied von Glükseeligkeit, die auf äußeren Dingen beruht. | |||||||||
19 | Analogon der Selbstzufriedenheit, nichts äußeres zu bedürfen. | |||||||||
20 | Wir haben die Eigenschatfen Gottes als nach physicotheologisch erwogen. | |||||||||
21 | Nun soll noch das Daseyn eines solchen Wesens nach physischen | |||||||||
22 | Principien bewiesen werden. | |||||||||
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24 | Dieser besteht (nachdem der Begrif von Gott physiologisch bestimmt | |||||||||
25 | worden) darin, daß aus der Erfahrung von der Beschaffenheit dieser Welt | |||||||||
26 | das Daseyn Gottes bewiesen werde. Also nicht der cosmologische Beweis | |||||||||
27 | aus dem Daseyn irgend einer Welt, sondern der Beschaffenheit dieser | |||||||||
28 | Welt. Hiebey sind folgende Schwierigkeiten. | |||||||||
29 | 1. wir Nur so viel, als wir von dieser Weltvollkomenheit kennen, | |||||||||
30 | können wir von Gott beweisen. Also ist der Begrif von Gott imgleichen | |||||||||
31 | ganz unbestandig und veranderlich. Da man die Erde blos als den | |||||||||
32 | Schauplatz der Gottheit ansahe, mußten viele Götter entspringen, die | |||||||||
33 | sehr einander entgegen arbeiteten, und selbst die oberste Gottheit mußte | |||||||||
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