Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 095

     
           
 

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  01 werden, e.g. Luft in Korpern, da indessen diese nur durch überredung      
  02 an gewissen Orten in Schwang kommen.      
           
   

 

5116.   υ2-3.   M LI. LII.   E II 3.
 
     
  04 M LI:      
  05 Ich habe von dieser Wissenschaft nicht jederzeit so geurtheilt. Ich      
  06 habe anfänglich davon gelernet, was sich mir am meisten anpries. In      
  07 einigen Stüken glaubte ich etwas eignes zu dem gemeinschaftlichen Schatze      
  08 zutragen zu können, in andern fand ich etwas zu verbessern, doch iederzeit      
  09 in der Absicht, dogmatische Einsichten dadurch zu erwerben. Denn der      
  10 so dreist hingesagte Zweifel schien mir so sehr die Unwissenheit mit dem      
  11 tone der Vernunft zu seyn, daß ich demselben kein gehör gab. Wenn man      
  12 mit wirklichem ernst, die Warheit zu finden, Nachdenkt, so verschont man      
  13 zuletzt seine eigne Produkte nicht mehr, ob es zuglich scheine, daß sie uns      
  14 ein Verdienst um die Wissenschaft verheissen. Man unterwirft, was man      
  15 gelernt oder selbst gedacht hat, genzlich der Critick. Es dauerte lange,      
  16 daß ich auf solche Weise die gantze dogmatische theorie dialectisch fand.      
  17 Aber ich suchte was Gewisses, wenn nicht in Ansehung des Gegenstandes,      
  18 doch in ansehung der Natur und der Grentzen dieser Erkenntnisart. Ich      
  19 fand allmählig, daß viele von den sätzen, die wir als obiectiv ansehen, in      
  20 der That subiectiv seyen, d.i. conditiones enthalten, unter denen wir      
  21 allein den Gegenstand einsehen oder begreifen. Allein dadurch wurde ich      
  22 zwar vorsichtig, aber nicht unterrichtet. Denn da es doch wirklich Erkenntnisse      
  23 a priori giebt, die nicht lediglich analytisch seyn, sondern unser Erkenntnis      
  24 erweitern, so fehlete mir eine unter regeln gebrachte critick der      
     

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