Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 079

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 Es ist befremdlich, daß hier eine Critik, mithin erstlich versuche von      
  02 Erkentnissen vorkommen müssen, ehe ein canon errichtet werden kann;      
  03 denn eine doctrin wird es doch niemals.      
           
   

 

5071.   φ1.   M XXXIX.   E II 1375.
 
     
  05 Wenn etwas intellectuales unter einer sinnlichen Bedingung betrachtet      
  06 wird, so sind bey praedicata sensitiva beide opposita falsch; e.g.      
  07 Qvod non est in loco, nec est mobile nec immobile. Doch diese praedicate      
  08 sind eigentlich nicht contradictorisch entgegengesetzt, sondern contrarie      
  09 realiter opposita. Wenn Gott nicht in Ortern ist, so ist er weder in einem      
  10 noch in vielen örtern.      
           
   

 

5072.   φ2.   M XXXIX.   E II 211.
 
     
  12 In allen systemen der Vernunft istimmer etwas übrig geblieben,      
  13 und sie hat sich successiv vergroßert. Die mathematic behält ihren Erwerb,      
  14 und ihr Vorrath wächst, indem täglich neues hinzukomt. In der Naturwissenschaft      
  15 ist von Aristoteles an bis ietzt immer selbst von falschen      
  16 systemen etwas übrig geblieben, nachdem es gesichtet worden; aber die      
  17 metaphysik vernichtet sich gänzlich, indem sie einer andern Platz macht.      
  18 Der Grund ist nicht untersucht. Was man vor den Grund hielte, waren      
  19 die ersten steine, die man legte und die in einem sumpfigten Grunde      
  20 langsam versunken. Dieses nöthigt, die methoden in Verdacht zu ziehen      
  21 und die Qvellen im subiect zu untersuchen.      
           
   

 

5073.   φ1-2.   M XXXIX.   E II 204.
 
     
  23 Die Critik der reinen Vernunft ist ein Präservativ vor eine Krankheit      
  24 der Vernunft, welche ihren Keim in unserer Natur hat nemlich. Sie      
  25 ist das Gegentheil von der Neigung, die uns an unser Vaterland fesselt      
     

[ Seite 078 ] [ Seite 080 ] [ Inhaltsverzeichnis ]