Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 037

     
           
 

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    4944.   φ2.   M XXII.   E II 1183.
 
     
  02 Man kann nicht sagen, daß transscendente Sätze unausgemacht      
  03 sind. Denn ohne die Bedingung sie zu bestimmen sind sie nicht blos unbestimmt,      
  04 sondern haben gar keine Bedeutung, e.g. absolut nothwendig.      
  05 So wie, wenn der Pol das zenith ausmacht, es nicht blos ungewis ist,      
  06 welche Himmelsgegend wir daselbst haben, sondern alle Himmelsgegend,      
  07 durch die wir doch allein auf dem Meere unsere Farth bestimmen können,      
  08 aufhort.      
           
   

 

4945.   φ2.   M XXII. XXIII.   E II 1415.
 
     
  10 M XXII:      
  11 Es kann keine qvaestionen der transscendental-philosophie geben,      
  12 deren Beantwortung uns unbekannt wäre. Denn wenn das praedicat      
  13 nicht durchs subiect determinirt ist, so bedeutet es, daß die Frage an sich      
  14 selbst nichts sey, weil das praedicat in diesem Falle gar keine Bedeutung      
  15 hat, nicht beiahend noch ihr oppositum contrarium ist. so wie wenn ich      
  16 frage, welche welche wo ich doch, wenn ich unter dem Pole bin, Osten      
  17 suchen soll. Unsere cosmologische Begriffe haben nur eine Bedeutung      
  18 M XXIII:      
  19 Ganzen der Welt. Die Moglichkeit des sinnlichen beruhet auf der Bedingung      
  20 dessen, was gegeben wird; nun kann weder die grenze noch das      
  21 gantze den Sinnen gegeben werden.      
           
  22 Ob die welt 100 Millionen Sonnendicken groß sey, weiß ich nicht,      
  23 weil es die Erfahrung nicht gelehrt hat. Ob sie unendlich sey, weiß ich      
  24 nicht, weil ich es durch gar keine Erfahrung wissen kan.      
           
     

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