Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 473 |
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| 4239. λ? ν? (ζ—η?) M 315'. 315. E II 1306. 1268. 1264. |
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| 02 | M 315': | ||||||
| 03 | Wenn man aus der Natur des erwachsenen Mwnschen auf dessen ewige | ||||||
| 04 | Dauer schließen kan, so muß auch der neugebohrne Mensch eben dieses | ||||||
| 05 | hoffen lassen. Also auch der Embryo, das ovulum, das ovulum vom | ||||||
| 06 | ovulo. Dieser Anspruch auf die Ewigkeit kan nicht von der zufalligen | ||||||
| 07 | Verbindung mit dem Körper abhängen; denn dieienige Vollkommenheit, | ||||||
| 08 | die nicht ohne Verbindung mit korperlichen Dingen entspringen kan, kan | ||||||
| 09 | auch nicht ohne dieselbe fortdauern. Also haben die menschlichen Seelen | ||||||
| 10 | ein geistiges Leben auch vor dem Korper gehabt; also kan das thierische | ||||||
| 11 | Leben nicht über ihr ewiges schicksal entscheiden. | ||||||
| 12 | Das Fortdaurende Leben der Seele ist von ihrer Unsterblichkeit unterschieden. | ||||||
| 13 | Das erste bedeutet, daß sie nicht sterben wird, vielleicht um | ||||||
| 14 | besonderer Göttlicher Anstalten willen; das zweyte, daß sie natürlicher | ||||||
| 15 | Weise nicht sterben kann. Die Beweise von dem ersten sind moralisch, | ||||||
| 16 | die Zweyte metaphysisch. Das daurende Leben der Seele besteht | ||||||
| 17 | nicht in der Fortdauer ihrer Substantz oder der übrigen Kräfte, | ||||||
| 18 | sondern ihrer Persohnlichkeit. Wenn sie nicht mehr zum Bewustseyn gelangen | ||||||
| 19 | kan, so ist es so als ein Baum, der abgestanden ist, der nicht | ||||||
| 20 | mehr Saft treiben kan. | ||||||
| 21 | Das physische dieses Lebens ist von keiner Bedeutung, weil es nur | ||||||
| 22 | die zufällige Verbindung mit der Korperwelt betrift, welche nicht unser | ||||||
| 23 | natürliche Zustand ist; aber das moralische, welches nur in der Seele gemäß | ||||||
| 24 | ihrer geistigen Natur kan angetroffen werden, hängt mit dem | ||||||
| 25 | Geistigen Leben zusammen, und weil das moralische zu dem innern | ||||||
| 26 | Werth der Persohn gehört, so ist es unausloschlich, indessen das Glük | ||||||
| 27 | und unglük, da es blos zu dem flüchtigen Zustande Gehört, nach seiner | ||||||
| 28 | kurzen Dauer allen Werth verliert*. Daher müssen wir dieses Leben | ||||||
| 29 | gringe schätzen. Wir hätten aber Ursache, es hoch zu schätzen, wenn das | ||||||
| 30 | physische desselben die Bedingung des Anfanges des metaphysischen Wäre. | ||||||
| 31 | Das Leben physische des Lebens bleibt demnach eine Kleinigkeit. Geburth | ||||||
| 32 | und Tod sind Anfang und Ende eines auftritts, in dem nur die moralitaet | ||||||
| 33 | erheblich ist, und zwar auch nur so, daß sie man ihr nicht entgegen handle. | ||||||
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