Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 446

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
    4180.   λ? ο—ρ??   M 32'.   E II 1716.   Gegenüber von M § 113 Schluss und § 114:
 
     
  03 Das Hypothetisch nothwendige, ohne ein absolut nothwendiges Principium,      
  04 verstattet einen langen Gebrauch der Vernunft, wenn man nicht      
  05 an die Grentze denkt, und ist daher besser dem Verstande angemessen als      
  06 das bloße ohngefehr; aber wenn man es Verneint (atheismus assertorius)      
  07 wird doch dieser Gebrauch der Vernunft wieder unutz gemacht, denn      
  08 die gantze Kette ist zufallig, weil sie etwas außer sich erheischt, was nicht      
  09 weiter an einem andern ringe hänge, und dieses verneinet wird. Es ist      
  10 also der Begrif des absolut nothwendigen eine wesentliche Bedingung      
  11 vom Gebrauch unsrer Vernunft, aber nur eine Voraussetzung, nicht aber      
  12 ein product derselben. Denn ich lasse alle Bedingung endlich weg; ich was      
  13 übrig bleibt, kan nicht mehr a priori Erkannt, d.i. eingesehen werden.      
  14 Ich fasse nach einer höheren Haltung und bin im leeren raum, der unendlich      
  15 ist und durch sich selbst alles moglich macht und begräntzt. Aber      
  16 diesen Grentzbegrif können wir respective auf die ihm subordinirten      
  17 Dinge Genug erkennen, was nemlich dazu erfodert werde, damit er 4      
  18 durch sich selbst alle Dinge halte. So ist auch mit der freyheit, dem      
  19 ersten Anfang des entstehens. Wir wissen gut, was aus der Freyheit      
  20 und deren Voraussetzung fließt, und haben es auch nothig, sie vorauszusetzen.      
  21 aber niemand kan das entstehen einer freyen handlung begreifen,      
  22 weil sie der Anfang alles entstehens ist. Ich bin eine substantz,      
  23 bey mir terminiren sich die praedicaten, und ich bin selbst keines. Dieses      
  24 selbst kenne ich mit Gewisheit als den terminum meiner imputationen      
  25 Aber Ich bin in allen stücken zufallig und bin nicht das unabhängige      
  26 der existentz, obzwar der inhaerentz etc. etc. Das ohne welches zu vorauszusetzen      
  27 ich meine Vernunft nicht brauchen kan (die nothwendigkeit), ist      
  28 respective auf mich die Bedingung meiner Vernunft; das aber, ohne      
  29 welches zu wissen ich meine Vernunft nicht complet brauchen kan, ist blos      
  30 eine Grenze vor Vernunft.      
           
     

[ Seite 445 ] [ Seite 447 ] [ Inhaltsverzeichnis ]