Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 246 |
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| 01 | sey als die Andere; es ist niemals etwas gewißer, als dasjenige, was gewiß | ||||||
| 02 | ist. Was aber die Art anlanget, so betrift sie nicht die Gewisheit, | ||||||
| 03 | sondern die Klarheit. | ||||||
| (s | |||||||
| 04 | Alle Ungewisheit ist eine Möglichkeit zu irren. Irren heißt | ||||||
| 05 | ein falsches Urtheil fällen. Die Möglichkeit zu irren ist entweder unter | ||||||
| 06 | einer potentialen oder actualen Bedingung. Die erste wird so verstanden, | ||||||
| 07 | daß man irren könte, wenn man urtheilen wolte; die zweyte: | ||||||
| 08 | daß es auch aus wirklichen Gründen eine bedingte Moglichkeit giebt zu | ||||||
| 09 | urtheilen, wo es gleichwohl möglich ist zu irren. Die potentiale Moglichkeit | ||||||
| 10 | zu irren beruht auf der Beschaffenheit der Sachen: da nemlich | ||||||
| 11 | aus dem, was man von ihnen erkennt, nicht bestimt ist, was ihnen | ||||||
| 12 | zukomme oder nicht; die actuale Bedingung der Ungewißheit ist der | ||||||
| 13 | Grund zu urtheilen, worin doch eine potentiale Ungewißheit stekt. Dieser | ||||||
| 14 | Grund zu urtheilen liegt entweder in der stekt in der Mang scheinbaren | ||||||
| 15 | Aehnlichkeit des Verfahrens bey einer falschen Erkentnis mit der bey | ||||||
| 16 | einer wahren. Also erstlich: Wo ich nicht bemerke, daß in den Merkmalen | ||||||
| 17 | des Dinges etwas vergeßen ist, da ist nichts vergeßen. 2. Dinge, | ||||||
| 18 | die in gewißen Stücken ahnlich sind, seyen in andern ähnlich. 3. Was | ||||||
| 19 | vielen zukomt, komt allen zu. | ||||||
| 20 | In der Art zu bezeichnen: da zeichen von einerley ähnlichen Sachen | ||||||
| 21 | als einerley angesehen werden. | ||||||
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| 22 | (s Die Ungewisheit deßen, wovon verschiedene Ursachen Moglich | ||||||
| 23 | seyn. Existentz der Korper. ) | ||||||
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