Kant: AA XVI, Einleitung in die Vernunftlehre. [L §. ... , Seite 039 |
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01 | außere Urtheil ist ein Merkmal Probirstein des Scheins, der uns wiederfährt, | ||||||
02 | wenn wir blos aus der privatsituation, darin wir sind, urtheilen, | ||||||
03 | und an iedem haben wir immer einen Leitfaden, unser eigen Urtheil zu | ||||||
04 | prüfen: Ich halte nicht das resultat meiner Urtheile, sondern meine | ||||||
05 | reflexionen an dem Verfahren des gemeinen Verstandes, ob ich iederman | ||||||
06 | verstandlich sey. | ||||||
1620. ψ. L Ia. II. |
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08 | L Ia. | ||||||
09 | Sie haben bisher vieles Gedacht, aber vermuthlich über ihr Denken | ||||||
10 | nicht nachgedacht. | ||||||
11 | Eben so haben sie manche Jahre gesprochen, aber über die Sprache | ||||||
12 | nicht nachgedacht.* (g Sprechen. Laut denken. ) | ||||||
(s | |||||||
13 | * Man lernt viele Dinge, z. B. gehen, ohne sie gelehrt worden | ||||||
14 | zu seyn. | ||||||
15 | Denken kan man nicht von anderen lernen, so wenig wie gehen, | ||||||
16 | aber wohl: sein Vermogen zu Denken unter Regeln bringen. | ||||||
) | |||||||
17 | Dennoch haben sie bey Erlernung einer todten Sprache gefunden | ||||||
18 | haben, daß sie (g an ) gewissen bestandigen Regeln gebunden sey, ohne | ||||||
19 | die sie nicht Sprache, d. i. Mittheilung seiner Gedanken seyn könte. (g Also | ||||||
20 | haben sie die Regeln einer Sprache befolgt, ohne diese Regeln selbst namhaft | ||||||
21 | machen zu können. (s Moliere -- bürgerlicher Edelmann -- Prosa | ||||||
22 | reden -- also Grammatisch reden. ) ) | ||||||
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