Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 757 |
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01 | Das Urtheil aus Grundsätzen, die man sich selbst nicht deutlich | |||||||
02 | machen kan, ist sentiment. Man legt es gerne Damen bey (Kindern | |||||||
03 | nicht.) Männer müssen sie als Gesetze kennen. | |||||||
04 | S. II: | |||||||
05 | (g Was ist er vor ein Mensch. Innerer Werth. ) | |||||||
06 | Ob iemand ein guter oder böser (s ohne Gewissen: dessen Absicht bös | |||||||
07 | ist ) oder ein schlechter (s Mensch ohne Ehre; schlimm in Mitteln. Lügen ) | |||||||
08 | Mensch sey, komt nicht auf seine Neigungen und Leidenschaften an, sondern | |||||||
09 | welchen Gebrauch er davon macht. Er ist darum nicht ein böser Mensch, weil | |||||||
10 | er herrschsüchtig ist, sondern weil er sich Maxi und nicht: welches der Begrif | |||||||
11 | sey, den man sich aus der Summe seines Betragens von ihm machen kann. | |||||||
12 | (s Das temperament, gut Gemüth und Herz kan gut seyn. ) Es laßt sich | |||||||
13 | aber keine Regel seines Verhaltens an ihm entdecken, wenn er (g sich ) | |||||||
14 | selbst keine Regeln zu setzen und ihnen treu zu bleiben gewohnt ist. Er | |||||||
15 | kan ein böses oder gutes Gemüth haben, aber er hat gleichwohl gar | |||||||
16 | keinen Charakter und ist ein schlechter Mensch. Der Charakter ist also die | |||||||
17 | feste Anhanglichkeit an Maximen, und der Mensch har nur so viel bestimmten | |||||||
18 | (inneren) Werth, als er Charakter hat. (s talent, marktpreis | |||||||
19 | &c &c. ) Ein thätiger Mensch von starkem (s unwandelbarem ) Charakter | |||||||
20 | ist immer ein außerordentlicher Mensch und erregt Bewunderung. | |||||||
21 | Die unüberwindlichkeit des Vorsatzes im Charakter gründet sich nicht auf | |||||||
22 | Launen, sondern auf Grundsätze; und das ist ein Boden, worauf das erhabenste | |||||||
23 | Gute gepflanzt werden kan. | |||||||
24 | (Das Böse verträgt sich nicht mit Grundsätzen.) | |||||||
25 | Natürliche Anlage zum Charakter. (s ist nicht angebohren. ) Gründung | |||||||
26 | desselben. Analogon des Charakters. Parade mit seinem eignen | |||||||
27 | Kopf. eigentlich Herrschsucht und Ehrsucht (s Paradoxon. ) | |||||||
28 | Schlechter Charakter, der keine Maximen nicht achtet. Lügen. Böser: | |||||||
29 | Bosheit des Herzens und Charakters. Ehrlich aus simplicität oder Ehre. | |||||||
30 | Redlich aus Gewissen. Rechtschaffen aus Grundsatzen. | |||||||
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