Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 756

   
         
 

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    1494.   σ? (χ?)   L Bl. Ha 26.
 
   
  02 S. I:    
  03 (s Characteristik: 1. der Person, 2. Geschlechts &c &c. Die Person    
  04 wird bezeichnet durch das Eigenthümliche ihres talents, temperaments    
  05 und Characters. Marktpreis &c &c. )    
         
  06 Charakter ist das, wodurch ein Gegenstand kennbar ist und was    
  07 den Begrif bestimt, wovor man ihn iederzeit zu nehmen hat.    
         
  08 Der Charakter eines Menschen ist das, was das Urtheil eines    
  09 Menschen von einem über einen Menschen und, was man von ihm    
  10 (g iederzeit ) gewärtigen und worauf man bey ihm rechnen kan, sicher    
  11 macht. (Der Moralische Charakter ist) We Launen sind veränderlich,    
  12 Anreizungen der Sinne und Neigungen zufallig. (s habituelle disposition. )    
  13 Wer in seinen Handlungen von Eindrüken und Einfällen oder    
  14 Launen (g Sangviniker ) abhängt, hat also keinen Charakter. Denn man    
  15 kan sich auf keine Handlungen von ihm sichere Rechnung machen, noch aus    
  16 seinem Betragen einen bestimten Begrif machen, wessen man sich zu ihm    
  17 zu versehen hat.    
         
  18 Er kan sich selbst nichts mit sicherheit Zutrauen und seine Entschließungen    
  19 das Versprechen, das er sich selbst thut, muß in seinen eignen    
  20 Augen ohne Zuverläßigkeit seyn. Dagegen ist (s Das gute beym Menschen    
  21 ohne Grundsatze ist ein Gemälde mit Wasserfarben. ) Ein Mensch vom    
  22 vesten Vorsatze hat dagegen einen Charakter. Die Festigkeit desselben    
  23 beruht aber auf der Gewalt, welche die von ihm einmal genommene    
  24 Maxime über seine alle Neigungen (g und Anreitzung ) hat. (Er lügt    
  25 nicht, läßt sich nicht mahnen.) Denn der Verstand ist ha Lernt man ihn    
  26 auf dieser Seite kennen, so weiß man ihn, wessen man sich zu ihm versehen    
  27 kan.    
         
     

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